So gelingt die gesunde Ernährung für Kinder
"Ihh", "Baaah", Neiiin, das will ich nicht" – kommen Dir diese Sätze beim Mittagstisch mit Kindern bekannt vor? Heutzutage haben wir viele Möglichkeiten und Ressourcen, unsere Kinder gesund und vollwertig zu ernähren und gleichzeitig ist es dank Zucker, Geschmacksverstärker und künstlicher Inhaltsstoffe einer großer Kampf.
Doch wie sieht eigentlich eine gesunde und ausgewogene Ernährung bei Kindern aus – und warum sollten Bitterstoffe eine kindgerechte Ernährung ausmachen? Wir haben uns mit Dr. Celine Schlager unterhalten und uns die besten Tipps für eine gesunde Kinderernährung im Interview erzählen lassen. Freue Dich auf tolle Tipps, viel Wissen und eine Antwort auf die Frage "Warum ist gesunde Ernährung wichtig für Kinder".
Hallo Celine, schön, dass Du Dir heute Zeit für ein sehr wichtiges Thema nimmst: Die ausgewogene Ernährung bei Kindern. Warum ist sie besonders im Kindesalter so wichtig?
Ich finde es großartig, dass ich heute mit euch das Interview führen darf und stelle mich mal eben vor: Mein Name ist Dr. Celine Schlager, ich bin Ärztin und aktuell auf einer Kinderintensivstation tätig und stehe auf Instagram und Facebook allen Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Bei allen Themen rund um die Kindergesundheit bin ich die erste Ansprechpartnerin – und da gehört natürlich auch die Lebensmittelauswahl, Gesundheit, Immunabwehr und Kinderernährung dazu.
Die Frage "Warum sind Bitterstoffe wichtig", bzw. warum eine ausgewogene Ernährung wichtig ist, ist sehr spannend. Im Endeffekt legen wir ja mit der Ernährung den Grundstein für das komplette Leben unseres Kindes schon im Kindergarten. Wir haben in keiner Phase unseres Lebens so große Auswirkungen, die Gesundheit zu fördern und zu beeinflussen wie im Kindesalter. Eine gesunde Ernährung ist wichtig für die geistige Entwicklung des Kindes und natürlich auch für die Wachstumsphase. Wir müssen den Kindern ja auch die richtigen Nährstoffe geben, damit sie wachsen können.
Und ganz wichtig: Der Energiegehalt in der Ernährung muss stimmen, damit Kinder auch genügend Power haben, um sich zu bewegen. Das heißt, wenn Kinder wenig oder schlechte Energie aus den Mahlzeiten bekommen, dann haben sie wenig Energie für Aktivitäten – und dann leidet auch die motorische Entwicklung. Aus diesem Grund ist das Ziel eine ausgewogene Ernährung. Kinder müssen gesund essen, um sich gesund entwickeln zu können.
Eine Mangelernährung kann dann auch schon im Kindesalter zu Erkrankungen führen. Es gibt immer mehr Kinder, die wirklich schon sehr früh an deutlichem Übergewicht leiden. Aus diesem Grund sollte man die Ernährung der Kinder und Jugendlichen im Blick behalten. Eine gesunde Kinderernährung ist deshalb so wichtig, um schon in jungen Jahren Diabetes oder Gelenkproblemen vorzubeugen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Süßigkeiten und Fast Food können sich aber nicht nur aufs Gewicht auswirken, sondern auch Depressionen fördern. Sind Kinder übergewichtig, werden sie schnell ausgegrenzt oder auch gemobbt, was natürlich auch die psychische Gesundheit belastet. Eine finnische Studie hat sogar herausgefunden, dass sich eine unausgewogene Ernährung auf die Denkleistung der Kinder auswirken kann. Aus diesem Grund sind gesunde Kindergerichte so wichtig. Wenn Kinder besonders viel Fleisch- und Wurstwaren essen, was viele gesättigte Fettsäuren beinhaltet, und viele Süßigkeiten, dann kann das Mikrobiom langfristig negativ beeinflusst werden, was Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit hat.
Wie sieht es denn eigentlich mit einer veganen Ernährung aus – führt sie zu einer Mangelernährung? Kinder benötigen ja viele basische Lebensmittel für eine gesunde Entwicklung. Ist die vegane Kinderernährung da die beste Wahl und Ernährungsform?
Also prinzipiell gesehen kann man Kinder ernähren, wie man möchte. Man kann sie omnivor ernähren, vegetarisch ernähren, man kann sie aber auch vegan ernähren. Dieser Mythos, dass Kinder nicht vegan leben können, der stimmt nicht. Wichtig ist aber natürlich, wenn man sein Kind vegan – oder auch vegetarisch – ernähren möchte, dass man darauf achtet, die Nährstoffe, die nicht aus der tierischen Nahrung kommen, diese natürlich zu supplementieren.
Vor allem Vitamin B12. Es gibt ne tolle Studie VeChi-Youth-Studie, diese wurde zuletzt vor zweieinhalb Jahren durchgeführt und dort fand man heraus, dass Kinder, die sich vegan ernährt haben, deutlich mehr Obst und Gemüse essen als Kinder, die vegetarisch oder omnivor essen. Diese Kinder waren auch insgesamt sehr gut mit Nährstoffen versorgt, teilweise sogar besser als Fleisch essende Kinder. Wahrscheinlich auch aus dem Grund, dass sich die Eltern der vegetarisch/vegan lebenden Kinder mehr mit der Kinderernährung beschäftigt haben.
Dass Kinder, die sich vegan ernähren, prinzipiell auch mehr Bitterstoffe durch die pflanzliche Ernährung aufnehmen, muss nicht unbedingt sein. Man kann sich natürlich auch schlecht vegan ernähren. Eine Ernährungsberatung für Kinder macht da auf jeden Fall auch Sinn, wenn man sich noch nicht so gut auskennt. Da es auch in der veganen Ernährung immer mehr Fertigprodukte gibt, sollten wir auf die richtige Lebensmittelauswahl achten.
Wichtig ist, dass man sich einfach in jeder Ernährungsform (vegan, vegetarisch, omnivor…) ausgewogen ernährt. Das heißt, dass man insgesamt viele pflanzliche Lebensmittel in den Speiseplan integrieren sollte für eine gesunde Ernährung. Kindergarten, Schulen oder andere Einrichtungen können dort aber auch einen großen Beitrag leisten und mehr über Ernährung aufklären, damit auch alle Eltern die beste Ernährungsform für ihre Kinder finden können.
Obst und Gemüse – ist das jetzt gesundes Essen? Kinder essen generell schon weniger Mengen an frischen Lebensmitteln und bekommen leider dadurch auch noch weniger Bitterstoffe zu sich, da diese aus den meisten Obst- und Gemüsesorten herausgezüchtet worden sind. Egal ob sich jemand also vegan oder omnivore ernährt – in Obst und Gemüse sind meist viel zu wenig Bitterstoffe.
Gesunde Ernährung für Kinder erklärt – warum sind Bitterstoffe denn gerade für Kinder so wichtig?
Prinzipiell haben wir ja das Grundproblem, dass bitter Gefahr bedeutet. Bei Kindern ist dieser evolutionäre Aspekt noch viel viel mehr verankert, deshalb verabscheuen Kinder bittere Geschmäcker per se. Ihr Geschmack ist halt auf Süß gepolt, was unser Grundproblem darstellt. Wenn sie nur süß kennen und da auch frühzeitig schon dran gewöhnt werden an diesem extrem süßen Geschmack, fördern wir auch langfristig die Probleme wie Übergewicht.
Denn die Stoffe, die süß sind, sind oft kalorienreich und Stoffe, die bitter schmecken, sind kalorienarm. Bitterstoffe haben dabei auch den gleichen Effekt wie bei Erwachsenen und können bei Bauchproblemen helfen. Besonders bei Übergangsnahrung wie von Milchnahrung zu Brei oder auch das Essen in der Schule haben Kinder immer wieder mit Bauchproblemen zu kämpfen.
Durch Bitterstoffe können Magen- und Gallensaft gebildet werden, die Bauchproblemen vorbeugen, indem Verdauungssäfte aktiviert werden. Auch eine wichtige Info: Unser Immunsystem sitzt zu 2/3 im Darm und mit der Aufnahme von Bitterstoffen wird das Immunsystem im Darm getriggert – der Darm zieht sich viel häufiger und schneller zusammen und dadurch können Keime und Bakterien viel schneller ausgeschieden werden, wenn der Darm aktiver ist. Da das Immunsystem von Kindern noch ausreift, kann es somit auch durch Bitterstoffe unterstützt werden.
Ein weiteres Thema ist der Zuckerstoffwechsel. Bei zuckerhaltigen Produkten schießt der Blutzuckerspiegel in die Höhe und sackt aber auch genauso schnell wieder ab. Dann hat man wieder Heißhunger und der Kreislauf fängt von vorne an. Bitterstoffe haben nicht diese starke Auswirkung auf den Zuckerhaushalt und auf den Insulinstoffwechsel und wir fallen nach der Mahlzeit in kein tiefes Loch – und natürlich essen wir generell davon auch viel weniger, da es nicht so süchtig macht wie Zucker. Das ist natürlich eine willkommene Lösung, damit Kinder gar nicht erst zu Übergewicht neigen.
Was sind Deine Tipps: Wie sollten Kinder Bitterstoffe am besten zu sich nehmen – ohne dass sie vom bitteren Geschmack abgeschreckt werden?
Also, Kinder – beziehungsweise Menschen generell – sind Gewohnheitstiere. Man muss sie an bittere Nahrungsmittel und Mahlzeiten erst noch gewöhnen und vor allem auch Süßigkeiten reduzieren. Es ist so, dass Kinder 10 bis 12 Mal einen Stoff essen müssen, bis er ihnen schmeckt. Die Hürde und Hemmschwelle ist ja bei Bitterstoffen höher, weil es von Haus aus wirklich als Gefahr angesehen wird. Eltern sollten zu Beginn den Kindern Lebensmittel einfach öfter anbieten, damit die Kinder es auch annehmen. Beim ersten Mal werden die Kinder den Rosenkohl wahrscheinlich nicht sofort verspeisen.
Der Geschmack des Kindes ist da aber zum Glück sehr flexibel. Er kann sich daran gewöhnen, dass er viel Zucker schmeckt, er kann sich aber auch auf bitter umpolen. Deswegen ist es wichtig, dass eine ausgewogene Ernährung auch schon früh Bitterstoffe enthält. Und liebe Eltern, lasst euch nicht entmutigen, wenn euer Kind beim ersten Versuch das bittere Essen ablehnt – bietet es ihnen immer und immer wieder an.
So kann sich der Geschmack des Kindes auch langsam daran gewöhnen. Aber – wichtig ist natürlich auch, wenn Eltern bei der gesunden Ernährung ein Vorbild für ihre Kinder sind. Wie soll das Kind gesund essen und bittere Lebensmittel wertschätzen lernen, wenn die Eltern nur Fast Food essen oder bittere Lebensmittel verabscheuen. Kinder lernen natürlich auch durch Nachahmung. Wenn Mama und Papa das grüne Ding auf dem Teller essen, dann kann es ja nur gut sein.
Mein Tipp ist außerdem, generell zu Bio-Lebensmitteln zurückzugreifen, da sie weniger gespritzt werden und daher eher Bitterstoffe bilden müssen, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Man kann also davon ausgehen, dass Bio-Lebensmittel meist einen höheren Anteil an Bitterstoffen haben. Auf Wochenmärkten wirst Du generell auch ein größeres Angebot an frischen und Bio-Lebensmitteln bekommen als im Supermarkt.
Generell empfehle ich, Gemüsesorten wie Rosenkohl, Brokkoli und Chicorée roh anzubieten, damit eben die Nährstoffe durch das Kochen nicht verloren gehen. Probiert doch mal einen großen Teller mit allerlei Gemüse und Obst aus, so fühlen sich die Kinder nicht gezwungen und können sich ganz frei an die Lebensmittel herantasten. Grüne Smoothies (80 % Gemüse, 20 % Obst) empfehlen sich genauso wie verschiedene Gewürze wie Kurkuma, reiner Cacao oder Koriander, um Bitterstoffe in den Speiseplan zu integrieren.
Aus bitteren Teesorten kann man auch ganz leicht Limonaden machen, wenn Du sie mit frischen Früchten kombinierst – dann schmeckt es herrlich erfrischend. Es kommt wirklich auf die Regelmäßigkeit an und am Ende sind Bitterstoffe für Kinder wirklich selbstverständlich und gehören einfach zum Leben dazu.