Heilende Kräuter nach Hildegard von Bingen
Hildegard von Bingen setzte in ihren Lehren einen Schwerpunkt auf die Verwendung von Heilkräutern.
Die Heilkunde der Pflanzen wird übrigens auch als Amara bezeichnet.
Besonders gerne nutzte sie Kräuter, die Bitterstoffe aufwiesen.
Die Äbtissin hielt diese für kräftigend und empfahl sie unter anderem,
um die Sekretion der Körpersäfte anzukurbeln.
Dies sollte insbesondere bei Appetitmangel lindernd wirken, aber auch bei Erkrankungen,
die mit Schwäche einhergehen. So findet man Hinweise, dass Hildegard von Bingen bei
allgemeiner Schwäche bitterstoffhaltige Kräuter und Pflanzen wie Wermut oder Schafgarbe einsetzte.
Die darin enthaltenen ätherischen Öle sollten ihr zufolge für eine Wirkverstärkung der Pflanze führen.
Neben der Wirkung auf den Darm sprach Hildegard diesen Pflanzen
übrigens auch eine positive Beeinflussung von Leber und Galle zu.
Ebenfalls beliebt in der Kräutersammlung der heiligen Hildegard sind Heilpflanzen mit Gerbstoffen.
Diese sollen aufgrund ihrer Proteine Krankheitserreger auf der Haut und auf den Schleimhäuten binden und ihnen den Nährboden entziehen.
Eine weitere Kategorie der Heilpflanzen nach Hildegard von Bingen sind die ätherischen Ölpflanzen.
Darunter sind Pflanzen zu verstehen,
die eine ausgesprochen hohe Konzentration an ätherischen Ölen aufweisen.
Sie schrieb dieser Pflanzengruppe folgende Effekte zu:
- entzündungshemmend
- antibakteriell
- harntreibend
- entkrampfend
- schleimlösend und
- stärkend auf Magen und Darm sowie auf Leber und Galle
Darüber hinaus setzte Hildegard von Bingen häufig schleimhaltige Heilpflanzen ein.
Sie ging davon aus,
dass sich der in den Pflanzen enthaltene Schleim auf die Schleimhäute im Körper legt
und dort eine schützende Schicht bildet.
Welche Heilpflanzen und -kräuter setzte Hildegard von Bingen bei verschiedenen Krankheiten ein?
Bei Husten oder anderen Erkältungsbeschwerden empfahl Hildegard von Bingen, Kräuter wie Liebstöckel, Süßholz, Wildthymian oder Bertram (insbesondere bei Schnupfen) einzunehmen. Außerdem sollen laut ihr Kümmel, Lavendel und Gundermann den Körper beim Kampf gegen Lungenerkrankungen oder Ohrenschmerzen unterstützen.
Bei Beschwerden, die den Magen-Darm-Trakt betreffen, also etwa Magenschmerzen und Magenschleimhautentzündungen, empfahl die Nonne Petersilie, Beifuß, Brennnessel oder Lorbeer. Blähungen bekämpfte sie ihrem Werk zufolge mit Ringelblume und Kümmel.
Eine Beschwerde, die auch heute hochaktuell und verbreitet ist, sind diverse Formen des Kopfschmerzes. Bei diesen empfahl die heilige Hildegard die Einnahme von Wermut und Lorbeer, beispielsweise als Tee.
Frischgebackenen Müttern bereitete sie hingegen besondere Stilltees zu, bei denen sie auf Basilikum als Basis setzte.
Die Rezepte der Hildegard von Bingen sind beinahe 900 Jahre alt und basieren auf Aufgüssen oder Tinkturen, die aus den entsprechenden Pflanzen hergestellt werden können. Vor allem bei Fieber oder Entzündungen der Haut sind auch Umschläge und Salben mit Kräuter-Rezepten nach Hildegard von Bingen geeignet. Insbesondere die moderne Phytotherapie setzt auf solche Heilpflanzen in Salben, Tees und Co, um vielseitige Beschwerden zu lindern, was wieder einmal zeigt, wie aktuell die Erkenntnisse der Benediktiner-Vorsteherin sind. Abgerundet werden ihre Empfehlungen zu Kräutern und Heilpflanzen durch ihre Empfehlungen für eine gesunde Ernährungsweise.
Rezepte: Hildegard von Bingens Empfehlungen für eine gesunde Ernährung
Die Ernährung nach Hildegard von Bingens setzt daran an,
Beschwerden vorzubeugen und Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
Aber auch kurativ lassen sich ihre Erkenntnisse anwenden,
um den Organismus über Lebensmittel bei gesundheitlichen Problemen zu unterstützen.
Neben dem Einsatz von wohltuenden Kräutern spielte für
Hildegard von Bingen die Ernährung nämlich eine durchaus wichtige Rolle,
wenn es um die Gesunderhaltung des Körpers ging.
Im Folgenden finden sich einige Tipps hinsichtlich der Ernährung,
die Hildegard von Bingen empfahl:
Gemüse sollte laut Hildegard von Bingen nur in gedünsteter oder gekochter Form verzehrt werden,
um den Magen und den Darm zu schonen. Eine Ausnahme machte die Nonne aus Bingen jedoch bei Salat.
Besonders empfohlene Gemüse-Sorten laut Hildegard von Bingen sind Rote Beete,
Sellerie, Bohnen, Fenchel, Kürbis, Karotten und Edelkastanien.
Als Eintopf oder Gemüsepfanne zubereitet können sie ebenso genossen werden,
wie als Suppe oder Beilage.
Als Küchengifte bezeichnete die Naturverbundene hingegen Lebensmittel,
die sich negativ auf den Körper auswirken sollten. Hierzu zählte sie Pfirsiche, Schweinefleisch,
Lauch und Pflaumen.
Dinkel spielte in der Hildegard-Ernährung eine wichtige Rolle für die Stärkung des Körpers
und die Reinigung des Blutes. Sie empfahl es als Grundlage für Suppen,
ein selbst gebackenes Dinkelbrot (am besten mit etwas Kastanienmehl) oder ein Hildegard von Bingen Energiefrühstück.
Dieses besteht aus aufgekochtem geschrotetem Dinkel, leckeren Gewürzen, Trockenobst und Wasser.
Als Nachtisch empfahl die Äbtissin frische Orangen, Äpfel oder Himbeeren und den Saft dieser Früchte.
Im Zentrum der Hildegard-Ernährung steht das schwäbische Habermus.
Die Nonne empfahl dieses als erste Mahlzeit am Morgen oder Mittag.
Das Hildegard-Habermus besteht aus
- einer Tasse geschrotetem Dinkel
- zwei Tassen Wasser
- einem Apfel, kleingeschnitten
- zwei Teelöffeln Honig
- einer Messerspitze Galgant und Bertram als Pulver
- 2 Teelöffeln Honig und
- etwas Zimt
Sie empfahl, den geschroteten Dinkel in kaltes Wasser zu rühren,
ihn dann etwa fünf Minuten lang aufzukochen und die restlichen Zutaten dazuzugeben.
Dann sollte das Habermus nach Hildegard von Bingen 10 Minuten lang quellen
und am besten warm als erste Mahlzeit des Tages eingenommen werden.
Hildegard von Bingen und Muskat: Giftig oder nicht?
Hildegard von Bingen hat tatsächlich in vielen ihrer Rezepte Muskatnuss verwendet,
weil sie diesem Gewürz nicht nur einen attraktiven Geschmack,
sondern auch eine positive Wirkung auf die Gesundheit zuschrieb. So vertrat sie etwa die Meinung,
die Muskatnuss trage zu Wohlbefinden und zu einer gesunden Nahrungsverarbeitung bei.
Die Nonne glaubte auch, dass deren Inhaltsstoffe das Herz öffnen und den klaren Verstand fördern.
Doch ist Muskat nicht giftig?
Es kommt wie so oft auf die Menge an.
In geringen Mengen musst Du dir keine Sorgen über einen giftigen Effekt des Muskats machen.
Erst ab etwa 5 g hat die Muskatnuss einen berauschenden, giftigen Effekt auf den Körper.
Dies entspricht zwei ganzen Muskatnüssen –eine Menge,
die man eher seltener auf natürliche Weise (also etwa in einem Rezept) zu sich nimmt.
Wer Muskat ganz im Sinne der Hildegard von Bingen in seine tägliche Ernährung integrieren möchte,
kann diesen beispielsweise zum Würzen von Joghurt, Porridge, Tee oder Kaffee verwenden.
In Kombination mit Zimt und Nelken ergibt sich hier ein leckeres Aroma.

Hildegard von Bingen und der Ingwer
Auch Ingwer ist einer von Hildegards Favoriten.
Diesen nutzte die heilkundige Äbtissin besonders gerne zur Unterstützung bei Übelkeit,
träger Nahrungsverarbeitungsfunktion, Erkältungen, hohen Blutfettwerten und Rheuma.
Eine Spezialität der Nonne waren übrigens Ingwer-Küchlein,
die am besten nüchtern eingenommen werden sollten (insbesondere bei Übelkeit und Erbrechen).
Alternativ empfahl sie diese aber auch als Nachtisch,
um den Magen nach der Nahrungsaufnahme zu reinigen.
Um das Wissen der Hildegard von Bingen für Dich zu nutzen,
solltest du möglichst naturbelassene Produkte verwenden.
Die verschiedenen Rezepte und Kräuter-Zubereitungen lassen sich
in den meisten Fällen auch einfach mit wenigen Hilfsmitteln selbst herstellen.