Probleme mit Milchzucker? Laktoseintoleranz vs. Milchallergie
Zur Autorin: Laura Merten ist ErnĂ€hrungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Buchautorin. Unter dem Motto âMehr wissen, besser essenâ ĂŒbersetzt sie ErnĂ€hrungswissenschaft in Alltagssprache und begeistert damit zahlreiche Menschen fĂŒr gesunde ErnĂ€hrung und mehr ErnĂ€hrungskompetenz.Â
Milchzucker â ein sĂŒĂes Geheimnis, das in unserer tĂ€glichen ErnĂ€hrung eine entscheidende Rolle spielt. Doch was steckt eigentlich hinter diesem natĂŒrlichen Zucker, der in fast jedem Milchprodukt lauert? Warum können manche von uns ihn problemlos genieĂen, wĂ€hrend andere Bauchschmerzen bekommen?Â
In diesem Artikel erfĂ€hrst Du, was Milchzucker aka. Laktose ist, wo du ihn findest und welche Lebensmittel laktosefrei sind. AuĂerdem klĂ€ren wir den Unterschied zwischen Laktoseintoleranz und Milchallergie und worauf Du achten solltest.Â
Das Wichtigste in KĂŒrze:Â
- Milchzucker (Laktose) ist ein Disaccharid in Milchprodukten, das aus Glukose und Galaktose besteht.Â
- Um Laktose zu spalten, wird das Enzym Laktase gebraucht. Wird es nicht vom Körper produziert, ist es unverdaulich und verursacht eine Laktoseintoleranz.Â
- Typische Symptome einer Laktoseintoleranz sind BlĂ€hungen, Durchfall, Verstopfungen und Bauchschmerzen.Â
- Menschen mit Laktoseintoleranz reagieren auf den enthaltenen Zucker. Eine Milchallergie löst eine Immunreaktion auf die Proteine in Milch aus.Â
- HartkĂ€se, Butter sowie fermentierte Milchprodukte enthalten nur geringe Mengen an Laktose.Â
Was ist Milchzucker ĂŒberhaupt?
Vielleicht hast Du schon mal gehört, dass es verschiedene Zuckerarten gibt. Einige sind Monosaccharide, die aus einzelnen Zuckereinheiten bestehen und oft als "Einfachzucker" bezeichnet werden. Andere Zucker sind Disaccharide, die aus verbundenen Paaren von Einfachzuckern bestehen.Â
Die drei wichtigsten Einfachzucker sind Fruktose, Galaktose und Glukose. Sie verbinden sich in verschiedenen Paaren zu den drei Disacchariden Laktose, Maltose und Saccharose. Laktose besteht aus den miteinander verbundenen Zuckereinheiten Glukose und Galaktose. Und Milchzucker ist im Prinzip das Gleiche wie Laktose.Â
Milchzucker: Anwendungen im Alltag
Milchzucker kommt natĂŒrlicherweise nur in der Milch von SĂ€ugetieren â einschlieĂlich KĂŒhen, Ziegen und Menschen â vor. Milch von KĂŒhen und Ziegen wird zur Herstellung von KĂ€se und Joghurt verwendet. Aber nicht jede Milch und Milchprodukte enthalten die gleiche Menge an Laktose.Â
So enthalten bspw. HartkĂ€se wie Parmesan nur geringste Mengen oder gar keine Laktose. Milch, Eiscreme und Joghurt hingegen gröĂere Mengen. Grund dafĂŒr ist die KĂ€seherstellung, bei der HartkĂ€se die Molke (besteht aus Fett, Laktose und EiweiĂ) entzogen wird. ZusĂ€tzlich wird Milchzucker wĂ€hrend des Reifungsprozesses durch Bakterien weiter abgebaut.Â
Laktose und Laktase als wichtiges Enzym
Die Verdauung von Laktose erfolgt im DĂŒnndarm mit Hilfe des Enzyms Laktase. Die Laktase spaltet die Laktose in die Einfachzucker Galaktose und Glukose und macht sie so fĂŒr die Aufnahme verfĂŒgbar. Glukose wird dann mit Hilfe von Insulin in die Zellen aufgenommen. Die Galaktose wird zur Leber transportiert, wo sie in Glukose umgewandelt und zur Energiegewinnung genutzt wird.Â
Da die Laktose in der Muttermilch fĂŒr SĂ€uglinge ein wichtiger NĂ€hrstoff ist, werden wir mit der FĂ€higkeit geboren, Laktase zu produzieren. Nur in seltenen FĂ€llen werden SĂ€uglinge mit einem Laktasemangel geboren. Im SĂ€uglingsalter ist die Laktaseproduktion zudem am höchsten. Â
Nach dem Abstillen verlangsamt sich die Laktaseproduktion jedoch schnell und nimmt mit zunehmendem Alter in der Regel ab. Dieser RĂŒckgang kann dazu fĂŒhren, dass wir spĂ€ter im Leben keine Laktose mehr verdauen können. Untersuchungen haben gezeigt, dass etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung nicht genug Laktase produzieren, um Laktose ausreichend zu verdauen.Â
Laktose Intoleranz vs. allergische Reaktionen
HĂ€ufig wird die Laktoseintoleranz mit einer Kuhmilchallergie verwechselt. Obwohl die Symptome Ă€hnlich sein können, gibt es einen groĂen Unterschied zwischen beiden.Â
ZunĂ€chst gibt es verschiedene Arten von Reaktionen auf Lebensmittel. Die allergische Reaktion (z. B. eine Lebensmittelallergie) oder die UnfĂ€higkeit, bestimmte Lebensmittel nicht richtig zu verdauen (z. B. eine LebensmittelunvertrĂ€glichkeit). Milchprodukte können sowohl fĂŒr Allergien, als auch fĂŒr UnvertrĂ€glichkeiten verantwortlich sein.Â
Eine Milchallergie tritt auf, wenn das Immunsystem auf das Vorhandensein von Proteinen in der Milch ĂŒberreagiert. Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich jedoch nicht um eine Allergie, da das Immunsystem hier nicht beteiligt ist. Stattdessen fehlt das Enzym namens Laktase, das den Zucker (Laktose) aufspaltet.
Symptome einer Laktoseintoleranz:Â
- BlĂ€hungenÂ
- DurchfallÂ
- Ăbelkeit, ErbrechenÂ
- Schmerzen im UnterleibÂ
- Grummeln im MagenÂ
Die Symptome können leicht oder stark sein, je nach Menge der Laktose, die Du zu Dir genommen hast.Â
Es gibt zwei Arten von Milchallergien: IgE-vermittelt und nicht-IgE-vermittelt. IgE bezieht sich auf eine Art von Antikörpern, die das Immunsystem nach Erkennung einer fremden Substanz produzieren kann. Das Immunsystem stellt fĂ€lschlicherweise fest, dass Milchprodukte schĂ€dlich sind, und reagiert mit der Freisetzung von Chemikalien wie Histamin.Â
Diese Freisetzung verursacht die Symptome einer allergischen Reaktion. Eine IgE-vermittelte Reaktion tritt in der Regel sofort auf. Sie Ă€uĂert sich durch Anschwellen des Rachens oder des Mundes, Atembeschwerden bis hin zu einem anaphylaktischen Schock.Â
Bei einer nicht IgE-vermittelten Reaktion sind nicht IgE, sondern andere Komponenten des Immunsystem beteiligt. Sie treten nicht so schnell auf und verursachen in der Regel Symptome wie Erbrechen, BlĂ€hungen und Durchfall. Das ist auch der Grund, warum sie hĂ€ufig mit einer Laktoseintoleranz verwechselt wird.Â
Milchzucker in der ErnÀhrung: Lebensmittel und Allergien
Bestimmte Milchprodukte enthalten nur geringe Mengen an Laktose und können von vielen Menschen mit Laktoseintoleranz vertragen werden. Butter enthĂ€lt bspw. nur Spuren von Laktose, besonders Butterschmalz.Â
Bestimmte Joghurtsorten enthalten nĂŒtzliche Bakterien, die die Verdauung von Laktose unterstĂŒtzen können. Weitere Produkte wie Kefir, Sky und, gereifter oder harter KĂ€se enthalten ebenfalls nur geringe Mengen Laktose. Â
Aber auch wenn diese Lebensmittel bei einer Laktoseintoleranz gut vertragen werden, sind sie fĂŒr Menschen mit Milchallergie zu meiden. Denn selbst geringe Mengen des MilcheiweiĂes können zu allergischen Reaktionen fĂŒhren.Â
Lebensmittel mit Laktose
Eine Sache ist wohl allen klar, die den Begriff "Milchzucker" hören: Milch enthĂ€lt Zucker. Und wie Du jetzt weiĂt, nennt man diesen auch Laktose. Aber nicht nur pure Milch, sondern auch die daraus hergestellten Lebensmittel können Milchzucker enthalten. Diesen findest Du besonders in:Â
- Milch (alle Arten von Kuhmilch, Ziegenmilch und Schafsmilch)Â
- KĂ€se, insbesondere WeichkĂ€se (FrischkĂ€se, HĂŒttenkĂ€se, Mozzarella, Ricotta)Â
- Butter (nur geringe Mengen)Â
- Joghurt (nur geringe Mengen)Â
- Eiscreme auf MilchbasisÂ
- ButtermilchÂ
- Saure Sahne, SchlagsahneÂ
Laktose ist aber nicht immer auf den ersten Blick sichtbar, weshalb Du genauer auf das Etikett schauen solltest. Denn besonders bei verarbeiteten Lebensmitteln ist oft versteckter Milchzucker enthalten. Dazu zĂ€hlen:Â
- FertiggerichteÂ
- Saucen, SuppenÂ
- Brot, Tortillas, Cracker, KekseÂ
- Backwaren und DessertsÂ
- RahmgemĂŒseÂ
- SĂŒĂigkeiten, einschlieĂlich Schokolade und KonfektÂ
- Waffel-, Pfannkuchen-, Muffin- und KuchenmischungenÂ
- FrĂŒhstĂŒckscerealienÂ
- Verarbeitetes Fleisch (Hot Dogs, Speck, Wurst, Aufschnitt)Â
- InstantkaffeeÂ
- SalatdressingÂ
- GewĂŒrzte KartoffelchipsÂ
Lebensmittel ohne Laktose
Auf den ersten Blick denkst Du vielleicht, dass Du auf extrem viele Lebensmittel verzichten musst. Aber das ist nicht der Fall. Es gibt super viele tolle Lebensmittel, die sich fĂŒr eine laktosefreie ErnĂ€hrung eignen. Darunter:Â
- Obst: z. B. Ăpfel, Orangen, Beeren, Pfirsiche, Pflaumen, Trauben, Ananas, MangoÂ
- GemĂŒse: z. B. Zwiebeln, Knoblauch, Brokkoli, GrĂŒnkohl, Spinat, Zucchini, KarottenÂ
- Sojaprodukte: z. B. Tofu, Tempeh, Natto, Edamame, MisoÂ
- HĂŒlsenfrĂŒchte: z. B. schwarze Bohnen, Kidneybohnen, Linsen, KichererbsenÂ
- Vollkorngetreide: z. B. Gerste, Buchweizen, Hafer, Quinoa, HirseÂ
- NĂŒsse: z. B. Mandeln, WalnĂŒsse, Pistazien, Cashews, ParanĂŒsse, WalnĂŒsseÂ
- Samen: z. B. KĂŒrbiskerne, Chiasamen, Leinsamen, HanfsamenÂ
- Gesunde Fette: z. B. Avocados, Olivenöl, Leinöl, OlivenÂ
- KrĂ€uter und GewĂŒrze: z. B. Kurkuma, Oregano, Rosmarin, Basilikum, Minze, IngwerÂ
- Milchalternativen: z. B. laktosefreie Milch, Mandeldrink, Haferdrink, Cashewdrink, SojadrinkÂ
- Joghurtalternativen: z. B. Kokosjoghurt, Mandeljoghurt, Sojajoghurt, CashewjoghurtÂ
- Eier: z. B. EiweiĂ, EigelbÂ
- MeeresfrĂŒchte: z. B. Thunfisch, Markele, Lachs, Sardinen, GarnelenÂ
- Fleisch: z. B. Huhn, Rind, Ente, LammÂ
Beachte aber, dass laktosefreie Produkte aus Milch bei einer Milchallergie gemieden werden sollten. Hier wurde zwar der Milchzucker entfernt, nicht aber die Milchproteine wie Kasein oder Molke.Â