Dr. med. Cordelia Schott ist Fachärztin für Orthopädie, spezielle Schmerztherapie, Naturheilverfahren, Chirotherapie, Akupunktur und Sportmedizin. Neben ihrer Tätigkeit in eigener Praxis ist sie in verschiedenen Fachgesellschaften, u. a. als Präsidentin des Bundesverbandes konservative Orthopädie aktiv.
Da sie viel lieber Gesundheit „erschafft" als Krankheiten zu heilen, gibt sie in ihrem Podcast GESUNDHEIT KANNST DU LERNEN ihr Wissen auf Augenhöhe preis.
Ja, am Anfang war es vor allem die Liebe zum Sport, zur Bewegung, und damit zum Bewegungsapparat, ich komme selber aus dem Leistungssport, erst Kampfsport, dann Fallschirmsport - aber inzwischen ist es die Liebe zum Körper, der ein Wunderwerk ist, unser „Best Boddy", wie ich es nenne.
Auch wenn wir, gerade wenn wir krank sind, es vielleicht nicht so sehen können oder wollen. Je mehr wir den Körper verstehen und mit ihm zusammen, statt gegeneinander, Gesundheit fördern, umso leichter und erfolgreicher kann es werden. Und gerade bei Schmerzen spielt dies eine viel größere Rolle als wir in der klassischen Schulmedizin bisher wahrnehmen.
Gelenkprobleme und -schmerzen sind ein häufiges gesundheitliches Anliegen, und die Ursachen können vielfältig sein. Hier sind einige der häufigsten Gründe:
Aber Medizin ist wirklich sehr individuell. Die Identifizierung der spezifischen Ursache für Gelenkprobleme kann komplex sein, auf jeden Fall erfordert es eine gründliche Befragung und Untersuchung durch einen Fachmann/-frau. Und die individuellen Lebensumstände des Patienten spielen immer eine große Rolle.
Ha, sehr gute Frage, wir Mediziner diskutieren dies oft international mehrere Tage hintereinander und lernen immer noch dazu. Ich versuche es mal, ein bisschen zu strukturieren: Gelenkschmerzen können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen, meist ist es eine Kombination von Faktoren und Auslösern und die genauen Ursachen sind nicht immer klar. Aber hier sind einige der häufigsten Faktoren, die Gelenkschmerzen verursachen oder dazu beitragen können:
Und wenn du mich jetzt gleich nach der Behandlung fragst: Die richtige Therapie hängt stark von den zugrunde liegenden Ursache ab. Deswegen ist es so wichtig, nicht einfach nur Schmerzen zu unterdrücken, sondern die Ursache dahinter zu verstehen. Die Einfach-nur-Schmerzen-weg-Therapie gibt es leider nicht und wäre auch nicht sinnvoll, denn der Körper hat ja einen Grund für die Schmerzen und will dir damit etwas sagen.
Die Therapie von Gelenkproblemen und -schmerzen hängt nicht nur von der genauen Ursache, dem betroffenen Gelenk, dem Schweregrad, sondern vor allem von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Hier sind einige der häufigsten Therapiemöglichkeiten, so wird es also meistens gemacht:
Medikation:
Physiotherapie:
Gewichtsmanagement:
Bei Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme die Belastung der Gelenke verringern.
Ergotherapie:
Beratung zur Anpassung des Alltags und der Arbeitsweise, um die Gelenke zu schonen, ist sinnvoll, v.a. wenn es um die Hände geht.
Injektionen:
Chirurgische Eingriffe:
Alternative Therapien:
Selbstmanagement und Lifestyle-Änderungen:
Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel:
Häufig finden Patienten Linderung durch eine entzündungshemmende Ernährung und/oder bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Obwohl die wissenschaftlichen Daten noch variabel sind, zeigen Studienergebnisse zunehmend, wie potent hier Einfluss auf Entzündung und Schmerzen genommen werden kann.
Psychologische Unterstützung:
Nicht nur, aber vor allem bei chronischen Schmerzen kann eine psychologische Unterstützung wie z.B. kognitive Verhaltenstherapie helfen, mit den Schmerzen gezielter umzugehen.
Oft wird eine Kombination dieser Therapieansätze verwendet, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Die hohe Kunst ist die interdisziplinäre Therapie, wo mehrere Fachrichtungen miteinander und gemeinsam dem Patienten helfen. Aus meiner Sicht ist das Erlernen des Selbstmanagements und Lifestyle-Änderungen das Allerwichtigste. Ich meine damit Bewegung und Ernährung. Und ich weiß, auch oft sehr schwierig für den Patienten am Anfang. Aber aus meiner Sicht können nur so langfristig die besten Erfolge erzielt werden. Indem der Mensch selber viel für sich versteht und für seine Gesundheit umsetzt, werden die Weichen in Richtung Gesundheit gestellt. Und mit Ernährung beginnt es.
Oh ja, unbedingt! Aus meiner Sicht ist das genau der größte Hebel.
1. Du musst dich bewegen!
Deine Gelenke werden durch Bewegung ernährt, denn sie haben keine Blutgefäße. Dabei gibt es viele sinnvolle Möglichkeiten wie z.B. Nordic Walking, Skilanglauf, Radfahren, Yoga, Dehnübungen, Beweglichkeitsübungen, Fitnessstudio, Krafttraining u.v.m. So werden Gelenke gekräftigt, ernährt und beweglich gehalten, damit sich ausreichend ernährende Gelenkflüssigkeit bildet. Das muss kein Leistungssport sein, aber beweg dich bitte täglich.
Der größte Risikofaktor für Gelenkschmerzen ist Bewegungsmangel. Sitzen und Immobilität lässt deinen Knorpel wörtlich verhungern. 5,3 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich durch Bewegungsmangel (5,0 Millionen durch Rauchen). Anders gesagt stirbt etwa jeder Zehnte jährlich an Bewegungsmangel. Kannst du dir vorstellen, wie viel 5,3 Millionen Menschen sind? Mit 5,3 Millionen Menschen könnte man etwa 64x das Dortmunder Fußballstadion füllen.
Zwei Drittel der Deutschen bewegen sich täglich weniger als eine Stunde. Jeder Dritte der deutschen Erwerbstätigen bewegt sich täglich sogar weniger als 30 Minuten! Ich finde das erschreckend. Bewegungsmangel fordert mehr Tote als Rauchen, Alkohol oder zu wenig Obst und Gemüse.
Wenn du dich aufgrund von Zeitmangel oder Schmerzen nicht mehr bewegst, startet der Teufelskreis. Darum werde bitte selbstständig aktiv, egal ob du alt oder jung bist. Durch Bewegung kannst du meistens den größtmöglichen Therapieeffekt erzielen. Du würdest dich wundern, welche Ergebnisse ich in meiner Arztpraxis sehen kann, wenn Menschen anfangen, sich gezielt zu bewegen.
Übrigens, unabhängig von der Diagnose, hat eine Studie der North Carolina Duke University belegt, dass Bewegung/körperliche Aktivität depressive Symptome um 82% lindern kann.
2. Optimiere deine Ernährung!
Du kannst dich gelenkfreundlich oder gelenkfeindlich ernähren.
Übergewicht spielt eine Rolle bei Gelenkschmerzen. Achtung, nicht wegen des Gewichts allein, sondern weil du dann viele Entzündungsfaktoren im Körper hast, denn Fettgewebe produziert Hormone und schürt Entzündungen.
Seit Jahrhunderten wissen wir, dass es Lebensmittel gibt, die Gelenkschmerzen lindern können. Ingwer, Kurkuma, Sternanis, Kreuzkümmel, Chili, Hagebuttenpulver, Knoblauch z.B. ist bekannt dafür, dass sein Inhaltsstoff Allicin viele gesunde Wirkungen hat, gerade gegen Gelenkschmerzen. Es unterstützt außerdem das Immunsystem und hat viele immunstärkende Antioxidantien. Studien belegen das. Knoblauch kann auch Blutfettwerte senken, Blutdruck senken, Blutzuckerspiegel senken und beim Abnehmen helfen. Gerade bei Arthrose und Arthritis kann Knoblauch entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd wirken, denn die Disulfide, die Knoblauch enthält, können deinen Knorpel vor übermäßiger Abnutzung schützen.
3. Denk optimistisch!
Deine Gedanken spielen eine große Rolle. Glaubenssätze kann ich im Röntgen zwar nicht sehen, aber ich sehe große Unterschiede, wie Patienten mit Schmerzen umgehen. Natürlich können Schmerzen deprimieren und frustrieren. Aber denk positiv, du kannst oft sehr viel mehr Einfluss nehmen, und das auch oder gerade über deine Gedanken. Kein Blödsinn.
Du bist nicht so ausgeliefert, wie du vielleicht meinst. Bitte steck bei Schmerzen nicht den Kopf in den Sand und vermeide diese Negativschleife: Schonen, Schmerzen, Ausweichen, kein Sport, noch weniger Muskeln, noch mehr Schmerz, mehr Schonen... und das Stress krank macht und Schmerzen verstärken kann, dazu gibt es hunderte Studien.
Deine Einstellung und deinen Lebensstil zu verbessern bedeutet viel mehr, konsequent am Ball zu bleiben. Hab Geduld, hab Vertrauen in deinen Körper. Dein Körper ist dein bester Freund, dein Best Boddy, er würde alles dafür tun, dass du heilst. Hilf ihm dabei. Mit gesunder Ernährung, genug Bewegung, gesundem Schlaf und Zeit für dich. Die Regelmäßigkeit ist wichtig. Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Aber gehen musst du sie selber.
Die Erfahrung zeigt, dass der richtige Ansatz eine Kombination aus mindestens den drei o.g. Punkten ist: Bewegung, basische Ernährung, Mindset. Dann gerne in Kombination mit ärztlichen Therapien. Nahrungsergänzungsmittel können zusätzlich tatsächlich Sinn machen.
Ich bin davon überzeugt, dass Bitterstoffe in bestimmten Pflanzenextrakten tatsächlich einige positive Wirkungen auf die Gelenke haben, vor allem in Bezug auf entzündliche Gelenkerkrankungen. Die Wirkungsweise ist jedoch komplex und kann von der Art des Bitterstoffs und seiner Anwendung abhängen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Bitterstoffe auf die Gelenke wirken könnten:
Wie bei anderen medizinischen Anwendungen kann auch die unkontrollierte oder unsachgemäße Einnahme von Bitterstoffen unerwünschte oder sogar schädliche Wirkungen haben. Die Wissenschaft hinter der Anwendung von Bitterstoffen zur Behandlung von Gelenkerkrankungen ist ständig im Fluss, und weitere Forschung ist erforderlich, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit vollständig zu verstehen. Aber die bisher erzielten Ergebnisse und Erfolge sind sehr vielversprechend.
Aus meiner Sicht erst einmal die Chance verstehen, dass du selber wirklich sehr viel tun kannst und viel mehr in der Hand hast als du vielleicht glaubst. Gesundheit kannst du lernen. Jeder. Du auch.
Heute wissen wir, dass die Risikofaktoren und Auslöser für Schmerzen massiv mit unserer Lebensweise zusammenhängen und nicht einfach allein Schicksal oder Erbe sind. Viele Forscher sind sich einig, dass bei uns in den Industrieländern viele Risikofaktoren existieren. Der Bewegungsmangel ist der größte, wichtigste und deutlichste Risikofaktor.
„Die gefährlichste Bewegung ist die fehlende Bewegung. Die gefährlichste Belastung ist die fehlende Belastung.“
– Abbi Hübner
Aber Bewegungsmangel ist nicht der einzige Grund. Deine Ernährung spielt eine weit größere Rolle als du dir vielleicht vorstellen kannst und deine Gedanken ebenfalls. Übrigens, Sport wirkt immer entzündungslindernd und stimmungsaufhellend!
Hier ganz konkret, schreib es am besten direkt auf deinen Einkaufszettel:
2. Beeren: Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren, Holunderbeeren und Brombeeren enthalten Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren können und somit bei der Bekämpfung von Arthrose helfen können.
3. Knoblauch: Knoblauch hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, Schmerzen und Entzündungen im Zusammenhang mit Arthrose zu reduzieren.
4. Nüsse und Samen: Nüsse und Samen wie Mandeln, Walnüsse und Leinsamen enthalten Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren und helfen können, den Knorpelabbau zu verlangsamen.
5. Ingwer: Ingwer hat stark entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, Schmerzen und Entzündungen im Zusammenhang z.B. mit Arthrose zu reduzieren.
6. Sesam: Enthält sehr viel Kalzium, und das Sesamol und das Sesamin (Pflanzenhormone) sind wieder Entzündungskiller.
Hochwertige Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und können dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Du kannst sie z.B. durch den Verzehr von Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen aufnehmen.
Vitamin B6 ist wichtig für die Gesundheit des Nervensystems und kann hier insbesondere bei entzündeten oder gequetschten Nerven helfen, Symptome zu lindern. Vitamin B6 findest du u.a. in Bananen, Kartoffeln und Vollkornprodukten.
Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der Entzündungen im Körper reduzieren und den Muskel- und Nervenstoffwechsel verbessern kann. Was kannst du essen? Dunkles Blattgemüse, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und Bohnen.
Deswegen lass den Industriezucker weg! Eine Ernährung, die reich an Zucker und raffinierten Kohlenhydraten ist, kann Entzündungen im Körper fördern. Versuche, den Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln, Weißbrot und verarbeiteten Snacks zu reduzieren und setze stattdessen lieber auf pflanzlich-vollwertig: Obst, Nüsse und Gemüse, Kräuter.
Und: Vergiss bitte deinen Darm nicht, dein Mikrobiom, deine Darmflora, denn diese wird stark davon beeinflusst, was du isst und hat direkten Einfluss auf deine Gesundheit.
Viel Zucker oder Fleischprodukte fördern Fäulniserreger oder Überbesiedlung von Pilzen in deinem Darm. Diese produzieren dann selbst Giftstoffe (Endotoxine), die pro-entzündliche Botenstoffe darstellen, und hier nimmt dein Darm sie auch auf. Wenn es zu viele werden, dann bilden sich kleine Poren in deiner Darmwand und kleine Mikronährstoffe und Gifte dringen dadurch in den Bauchraum und den Blutkreislauf. Und in die Gelenke.
Die Darmgesundheit hat damit einen massiven Einfluss auch auf Arthrose und Rheuma und Gelenkschmerzen allgemein. Was deine guten Darmbakterien sehr gern mögen ist Fenchel, Artischocke, Zwiebeln, Kartoffeln, diese heißen Präbiotika (natürliche Lebensmittel), bitte nicht verwechseln mit Probiotika (Joghurts, Milchsäurebakterien). Du findest sie auch und viel natürlicher in Eingelegtem, also eingelegten Gurken, eingelegten Zwiebeln, Sauerkraut. Fermentiert ist hier das Zauberwort.
Tierprodukte, auch Milchprodukte, hochindustriell verarbeitete Lebensmittel, raffinierter Zucker, Gluten, Alkohol, Zigaretten, Drogen, Stress. Schlafmangel... gilt es zu vermeiden. Transfettsäuren, Konservierungsmittel, Trennmittel, Geschmacksverstärker usw. bitte auch.
Diese befeuern chronische Entzündungen im Körper, das geschieht schleichend, also Vorsicht.
Du merkst es also nicht sofort, sie entstehen klammheimlich. Oft bemerken wir es erst, wenn Symptome da sind wie Schmerzen, Gelenkschwellungen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Sehnenentzündungen, depressive Verstimmungen usw. Besonders Schweinefleisch (Arachidonsäure) wird hierfür verantwortlich gemacht.
"Du bist, was Du isst, also tue es bewusst. Nicht Junkfood und Fertigessen, sondern lieber frische regionale, saisonale Lebensmittel, Kräuter, Saaten, Nüsse. Ernährung ist die neue Medizin."
Bewegung, basische Ernährung, Mindset/Rituale.
Gelenkprobleme können aus verschiedenen Gründen auftreten, aber grundsätzlich gilt: Der Knorpel lebt von der Bewegung, also Druck und Zug, denn er hat keine eigenen Blutgefäße. Regelmäßige Bewegung hilft, den Gelenkknorpel zu ernähren. Die Muskulatur rund um deine Gelenke wird gestärkt und die Beweglichkeit bleibt nur erhalten, wenn sie regelmäßig gefordert wird. Sonst werden wir steif und der Körper reagiert dann mit Schmerzen.
Fang klein an, jedes kleine Salatblatt, jeder kleine Tropfen gesunder Vitamine, jedes winzige Stückchen Gemüse, jede kleinste Treppenstufe und auch der kürzeste Spaziergang in der Natur ist so viel besser als nichts. Also fang einfach an und wachse rein und du wirst sehen, wie viel Spaß es machen kann. Gesundheit kannst du lernen.
Du hast einen stressigen Alltag? Lass uns ein wenig Ruhe schaffen. Hier findest Du weitere interessante Artikel, Videos und Rezepte, die Dir ein Lächeln und mit ein bisschen Glück auch Ruhe in den Tag zaubern können.