Divertikel im Darm entzündet: Ernährung bei Divertikulitis
Zur Autorin:
Laura Merten ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Buchautorin. Unter dem Motto “Mehr wissen, besser essen” übersetzt sie Ernährungswissenschaft in Alltagssprache und begeistert damit zahlreiche Menschen für gesunde Ernährung und mehr Ernährungskompetenz.
Schmerzen im linken Unterbauch, Verstopfungen, Blähungen oder sogar Fieber und Schüttelfrost? Typische Anzeichen für eine Divertikulitis. Erfahre hier mehr über Ursachen, weitere Symptome, Diagnose und Behandlung.
Eine zentrale Rolle bei Divertikulitis spielt die Ernährung. Wie sich bestimmte Lebensmittel auswirken und was Du auf jeden Fall vermeiden solltest, erfährst Du später. Jetzt schauen wir uns erstmal die wichtigsten Basics an.
Was ist Divertikulitis?
Divertikel sind kleine Ausstülpungen der Darmwand in der Schleimhaut. Sie befinden sich am meisten im unteren Abschnitt des Dickdarms (Kolon). Divertikel entstehen häufig nach dem 40. Lebensjahr und verursachen nur selten Probleme.
Das generelle Vorhandensein von Divertikeln wird als Divertikulose bezeichnet. Wenn sich ein oder mehrere Divertikel entzünden oder infizieren, spricht man von Divertikulitis. Bei dieser Erkrankung sind also primär die Divertikeln betroffen.
Ursachen von Divertikulitis
Es gibt verschiedene Gründe für diese Infektionen. Sie können sich z. B. entzünden und infizieren, wenn Stuhl oder teilweise verdaute Nahrung die Öffnung der Divertikel blockiert.
Obwohl es keine bekannte Ursache gibt, können mehrere Faktoren das Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis erhöhen, darunter:
- Erhöhter Druck im Darm
- Genetische Veranlagung
- Einnahme bestimmter Medikamente, z. B. nichtsteroidale Antirheumatika
- Ballaststoffarme Ernährung
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Verminderte Immunfunktion
- Veränderung im Mikrobiom
Divertikulitis Symptome
Eine Divertikulitis kann Symptome verursachen, die von leicht bis schwer reichen. Die Beschwerden können plötzlich auftreten oder sich allmählich über mehrere Tage entwickeln.
Leichtere Symptome:
- Schmerzen im linken Unterbauch
- Blähungen und Bauchschmerzen
- Durchfall
- Verstopfung
Schwere Symptome:
- Konstante und starke Schmerzen im Abdomen
- Fieber und Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen
- Blut im Stuhl
- Blutungen aus dem Rektum
Unterleibsschmerzen sind das häufigste Symptom einer Divertikulitis. Sie treten höchstwahrscheinlich in der unteren linken Seite des Bauches auf. Allerdings können sie auch in der rechten Seite sein.
Wenn diese Symptome auftreten, v. a. chronische Beschwerden verursachen, solltest Du zum Arzt/zur Ärztin gehen und die Beschwerden abklären lassen. In schweren Fällen können Abszesse, eine Darmperforationen oder ein Darmverschluss entstehen. Dann ist sofortige medizinische Behandlung notwendig.
Diagnose von Divertikulitis
Um die Divertikulitis zu diagnostizieren, werden Symptome, Krankengeschichte und Medikamente abgefragt. Außerdem gibt es körperliche Untersuchungen, um z. B. die Empfindlichkeit des Bauches zu testen.
Wenn medizinisch mehr Informationen nötig sind, können auch digitale rektale Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei wird geprüft, ob es rektale Blutungen oder Ansammlungen gibt.
Um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen auszuschließen, können weitere körperliche Untersuchungen gemacht werden. Dazu zählen:
- Ultraschall, Computertomografie (CT), MRT oder Röntgen des Abdomens zur bildlichen Darstellung
- Darmspiegelung zur Untersuchung des Inneren
- Stuhluntersuchung und Urintests zur Feststellung von Infektionen
- Bluttests, um Anzeichen von Entzündungen, Anämie oder Nieren- und Leberproblemen festzustellen
- Beckenuntersuchung zum Ausschluss gynäkologischer Probleme
- Schwangerschaftstest zum Ausschluss einer Schwangerschaft
Durch diese Tests kann Deine Ärztin oder Dein Arzt besser beurteilen, ob es sich um eine unkomplizierte oder komplizierte Erkrankung handelt.
Wie wird Divertikulitis behandelt?
Die Behandlung hängt primär davon ab, wie schwer die Erkrankung ist. Eine unkomplizierte Divertikulitis kann normalerweise zu Hause behandelt werden. Der erste Schritt ist eine Ernährungsumstellung. In manchen Fällen kommen Medikamente zum Einsatz, darunter auch Antibiotika.
Wenn die Divertikulitis zu Komplikationen führt, muss die Behandlung im Krankenhaus weitergeführt werden. Dort kommt oft ein intravenöser Zugang zum Einsatz. In sehr schweren Fällen ist eine Operation oder ein anderes Darmreinigungsverfahren notwendig.
Divertikulitis Ernährung: Vermeide diese Lebensmittel
Früher wurde bei einem Divertikulitis-Schub eine ballaststoffarme, klare Flüssigkeitsdiät empfohlen. Einige Expert_innen glauben jedoch nicht mehr, dass bestimmte Lebensmittel gemieden werden müssen. Die Behandlung ist jedoch sehr individuell und ein Verzicht kann durchaus Sinn machen.
Als Standard wird bei leichten Schüben trotzdem eine klare Flüssigkeitsdiät empfohlen. Sobald sich die Symptome bessern eine ballaststoffarme Ernährung, bis die Symptome verschwunden sind. Erst dann soll die Ernährung ballaststoffreich sein.
Lebensmittel mit hohem FODMAP-Anteil:
Eine FODMAP-arme Ernährung ist für Menschen mit Reizdarmsyndrom von Vorteil. Sie kann auch einigen Menschen mit Divertikulitis helfen. Denn sie könnte einen hohen Druck im Dickdarm verhindern, wodurch die Divertikulitis theoretisch vermieden oder behoben werden könnte.
Einen hohen Anteil haben z. B.
- Früchte wie Äpfel, Birnen und Pflaumen
- Milchprodukte wie Milch, Joghurt und Eiscreme
- Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut und Kimchi
- Hülsenfrüchte wie Bohnen und Soja
- Kohlgemüse
- Zwiebeln und Knoblauch
Verarbeitetes, rotes Fleisch:
Eine Ernährung mit hohem Anteil an verarbeitetem und rotem Fleisch kann das Risiko für eine Divertikulitis erhöhen. Daher sollte zur Vorbeugung und v. a. bei einem akuten Schub komplett darauf verzichtet werden. Eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann das Risiko hingegen senken.
Alkohol:
Alkohol kann das Risiko für Divertikulitis erhöhen und sich negativ auf den Verlauf auswirken. Er reizt den Verdauungstrakt und kann Entzündungen verursachen oder verschlimmern. Eine Dehydratation verstärkt die Symptome, das Risiko für Komplikationen steigt und die Heilung ist verzögert.
Lebensmittel mit hohem Zucker- und Fettgehalt:
Die übliche westliche Ernährung ist oft fett- und zuckerreich und enthält nur wenig Ballaststoffe. Daher kann sie das Risiko für die Entwicklung einer Divertikulitis erhöhen. Daher solltest Du auf raffinierte Kohlenhydrate, Vollfett-Milchprodukte und frittierte Lebensmittel verzichten.
Ballaststoffreiche Lebensmittel:
Die Wirkung von Ballaststoffen auf Divertikulitis variiert von Person zu Person. Einige Studien deuten darauf hin, dass eine ballaststoffarme Ernährung sogar das Risiko erhöhen kann. Besonders wenn zudem ein hoher Fleischkonsum, wenig körperliche Aktivität und Rauchen hinzukommt.
Ballaststoffreiche Lebensmittel sind:
- Hülsenfrüchte: Bohnen, Kichererbsen, Linsen, Sojaprodukte
- Vollkornprodukte: Brauner Reis, Quinoa, Hafer, Dinkel, Amaranth
- Obst und Gemüse
Bei einem akuten Divertikulitis-Schub ist eine ballaststoffreiche Ernährung nicht immer hilfreich. Denn Ballaststoffe machen den Stuhl voluminöser und können die Kontraktion des Dickdarms und so die Schmerzen verstärken.
Divertikulitis Ernährung: Iss diese Lebensmittel
Bei einer akuten Divertikulitis wird zunächst eine ballaststoffarme Flüssigkeitsdiät empfohlen, um die Symptome zu lindern. Sobald sich diese gebessert haben, kann auf eine ballaststoffreiche Ernährung umgestellt werden, um zukünftige Schübe zu vermeiden.
Ballaststoffarme Lebensmittel:
- Weißer Reis, Weißbrot, weiße Nudeln
- Trockene, ballaststoffarme Cerealien
- Verarbeitetes Obst wie Apfelmus oder Dosenpfirsiche
- Gekochtes tierisches Protein wie Fisch, Geflügel oder Eier
- Olivenöl oder andere Öle
- Gelber Kürbis, Zucchini oder Kürbis ohne Schale und Kerne
- Gekochter Spinat, rote Beete, Karotten oder Sparfel
- Kartoffeln ohne Schale
- Obst- und Gemüsesäfte
Klare Flüssigkeiten:
- Wasser
- Eiswürfel
- Suppe, Brühe oder Fond
- Götterspeise
- Tee oder Kaffee ohne Sahne, Aromastoffe oder Süßstoffe
- Klare Elektrolytgetränke
Unabhängig davon, ob Du eine klare Flüssigkeitsdiät einhältst oder nicht, solltest Du viel Wasser trinken. So bleibst Du hydriert und unterstützt Deine Magen-Darm-Gesundheit. Alternativ kannst Du auch Kräutertees trinken.
Risiken der Ernährungstherapie bei Divertikulitis gibt es nur wenige. Wenn Du jedoch über einen längeren Zeitraum nur von klaren Flüssigkeiten lebst, kann das zu Komplikationen führen. Dein Körper bekommt nicht genügend Energie, wodurch Du Dich schlapp und müde fühlen kannst.
Risiken der Ernährungstherapie bei Divertikulitis gibt es nur wenige. Wenn Du jedoch über einen längeren Zeitraum nur von klaren Flüssigkeiten lebst, kann das zu Komplikationen führen. Dein Körper bekommt nicht genügend Energie, wodurch Du Dich schlapp und müde fühlen kannst.
Hausmittel bei Divertikulitis bestehen meist aus einer Ernährungsumstellung. Aber es gibt auch einige andere Möglichkeit, die die Symptome lindern können. Dazu zählen:
- Probiotika: Bestimmte Stämme können die Symptome der Divertikulitis lindern oder sogar verhindern.
- Aromatherapie: Bestimmte ätherische Öle können nachweislich Schmerzen lindern. Dies kann bei der Behandlung der Symptome vorteilhaft sein.
- Akupunktur: Kann nicht nur Verdauungsprobleme wie Verstopfung verbessern, sondern auch bei der Behandlung chronischer Schmerzen helfen.
- Kräuter: Ingwer, Kurkuma und Rosmarin haben starke entzündungshemmende Eigenschaften.
Divertikulitis vorbeugen
Wie Du jetzt weißt, gibt es viele Einflussfaktoren, die zu einer Divertikulitis führen können. Einige potenzielle Risikofaktoren lassen sich durch Änderungen der Lebensweise beeinflussen.
Maßnahmen zur Vorbeugung:
- Moderates Körpergewicht
- Ballaststoffreiche Ernährung
- Verzehr gesättigter Fette einschränken
- Normaler Vitamin-D-Spiegel
- Regelmäßig Sport treiben
- Viel Alltagsbewegung
- Nicht rauchen
Diese Maßnahmen können Dich nicht nur vor einer Divertikulitis schützen, sondern sind auch wichtig für Deine allgemeine Gesundheit.
Fazit: Wie sieht die Ernährung bei Divertikulitis aus?
Bei einer Divertikulitis sind die kleinen Ausstülpungen der Darmwand, Divertikel genannt, entzündet oder sogar infiziert. Es gibt keine genauen Ursachen, aber mehrere Faktoren erhöhen das Risiko. Dazu zählen eine ballaststoffarme Ernährung, Übergewicht, Bewegungsmangel und ein erhöhter Druck im Darm.
Sie äußert sich anfangs durch Schmerzen im linken Unterbauch, Durchfall und Verstopfungen. Wird die Divertikulitis nicht behandelt, können Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit oder sogar Blut im Stuhl auftreten.
Ob es sich um eine Divertikulitis handelt, kann z. B. durch CT, MRT, Röntgen oder Stuhluntersuchungen festgestellt werden. Die erste Instanz ist eine Ernährungsumstellung. Ist der Schub gerade sehr akut, wird meistens eine ballastoffarme Flüssigkeitsidät empfohlen.
Sind die Symptome abgeklungen, können nach und nach Ballaststoffe wieder eingeführt werden. Unterstützend kannst Du mit Probiotika, Aromatherapie, Akupunktur und Kräutern die Symptome mildern. Vermeiden solltest Du Lebensmittel mit hohem FODMAP-Anteil, verarbeitetes und rotes Fleisch sowie Zucker.
FAQ zum Thema: Divertikulitis Behandlung
Ist Kaffee schädlich bei Divertikulitis?
Kann sich positiv oder negativ auswirken. Positiv, weil es die Darmaktivität stimuliert und Verstopfung lindern kann. Negativ, weil er den Magen-Darm-Trakt reizen kann. Individuell betrachten.
Was kann ich bei chronischer Verstopfung tun?
Ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend trinken, Bewegung, Toilettengewohnheiten, Routine entwickeln, Stress reduzieren.
Wie hängen Divertikulitis und Psyche zusammen?
Stress kann Immunsystem schwächen, Entzündungsreaktionen, schlechte Ernährung, weniger Sport, inaktiver. Nach Diagnose Angst vor Komplikationen, OP etc. Aber primär physische Ursachen.
Quellen:
- Alessandra, V., et al. (2018) Epidemiology and risk factors for diverticular disease. Acta Biomedica. 89(Suppl 9):107–112.
- Barbara, G., et al. (2017) Gut microbiota, metabolome and immune signatures in patients with uncomplicated diverticular disease. Gut. 66(7):1252–1261.
- Berger, A.A., et al. (2021) Efficacy of Acupuncture in the Treatment of Chronic Abdominal Pain. Anesthesiology and Pain Medicine. 11(2):e113027.
- Bolkenstein, H.E., et al. (2018) Treatment of acute uncomplicated diverticulitis without antibiotics: risk factors for treatment failure. International Journal of Colorectal Diseases. 33(79:863–869.
- Carabotti, M., et al. (2017) Role of Fiber in Symptomatic Uncomplicated Diverticular Disease: A Systematic Review. Nutrients. 9(2):161.
- Dreher, M.L. (2018) Dietary Patterns, Foods and Fiber in Irritable Bowel Syndrome and Diverticular Disease.
- Ghasemian, M., et al. (2016) Review of Anti-Inflammatory Herbal Medicines. Advances in Pharmacological Sciences. 2016:9130979.
- Jaruvongvanich, V., et al. (2017) Association between Alcohol Consumption and Diverticulosis and Diverticular Bleeding: A Systematic Review and Meta-analysis. Hawaii Journal of Medicine & Public Health. 76(8):211–219.
- Lakhan, S.E., et al. (2016) The Effectiveness of Aromatherapy in Reducing Pain: A Systematic Review and Meta-Analysis. Pain Research & Treatment. 2016:8158693.
- Liu, P., et al. (2018) Adherence to a Healthy Lifestyle is Associated with a Lower Risk of Diverticulitis among Men. American Journal of Gastroenterology. 112(12):1868–1876.
- Ojetti, V., et al. (2018) The Use of Probiotics in Different Phases of Diverticular Disease. Reviews on recent clinical trials. 13(2):89–96.
- Strate, L.L., et al. (2017) Western Dietary Pattern Increases, and Prudent Dietary Pattern Decreases, Risk of Incident Diverticulitis in a Prospective Cohort Study. Gastroenterology. 152(5):1023–1030.
- Uno, Y., van Velkinburgh, J.C. (2016) Logical hypothesis: Low FODMAP diet to prevent diverticulitis. World Journal of Gastrointestinal Pharmacology and Therapeutics. 7(4):503–512.
- Wang, L., et al. (2020) The Effectiveness of Acupuncture in Management of Functional Constipation: A Systematic Review and Meta-Analysis. Evidence Based Complementary & Alternative Medicine. 2020:6137450.