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Einfluss der Ernährung und Bitterstoffe auf Schmerzen und Gelenkprobleme
Experten Interviews 15 min

Einfluss der Ernährung und Bitterstoffe auf Schmerzen und Gelenkprobleme

Dr. med. Cordelia Schott ist Fachärztin für Orthopädie, spezielle Schmerztherapie, Naturheilverfahren, Chirotherapie, Akupunktur und Sportmedizin. Neben ihrer Tätigkeit in eigener Praxis ist sie in verschiedenen Fachgesellschaften, u. a. als Präsidentin des Bundesverbandes konservative Orthopädie aktiv.

Da sie viel lieber Gesundheit „erschafft" als Krankheiten zu heilen, gibt sie in ihrem Podcast GESUNDHEIT KANNST DU LERNEN ihr Wissen auf Augenhöhe preis.

Liebe Cordelia: Gibt es einen bestimmten Grund, warum Du Dich für die Schwerpunkte Orthopädie und Schmerztherapie entschieden hast?

Ja, am Anfang war es vor allem die Liebe zum Sport, zur Bewegung, und damit zum Bewegungsapparat, ich komme selber aus dem Leistungssport, erst Kampfsport, dann Fallschirmsport - aber inzwischen ist es die Liebe zum Körper, der ein Wunderwerk ist, unser „Best Boddy", wie ich es nenne. 

Auch wenn wir, gerade wenn wir krank sind, es vielleicht nicht so sehen können oder wollen. Je mehr wir den Körper verstehen und mit ihm zusammen, statt gegeneinander, Gesundheit fördern, umso leichter und erfolgreicher kann es werden. Und gerade bei Schmerzen spielt dies eine viel größere Rolle als wir in der klassischen Schulmedizin bisher wahrnehmen.

Du hast sicherlich häufig mit Schmerzpatient_innen zu tun und auch die medizinische Ausbildung. Was sind die häufigsten Ursachen für Gelenkprobleme und -schmerzen?

Gelenkprobleme und -schmerzen sind ein häufiges gesundheitliches Anliegen, und die Ursachen können vielfältig sein. Hier sind einige der häufigsten Gründe:

  1. Osteoarthritis: Dies ist eine degenerative Erkrankung, bei der der Knorpel, der die Gelenknochenenden bedeckt, abnutzt. Dies kann zu Schmerzen, Steifheit und eingeschränkter Beweglichkeit führen.
  2. Rheumatoide Arthritis: Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Gelenkmembran angreift, was zu Entzündungen und Schmerzen führen kann.
  3. Überlastung und Verletzungen: Sportverletzungen, Arbeitsunfälle oder übermäßige Belastung durch wiederholte Bewegungen können zu Schäden an Gelenken, Bändern, Sehnen usw. führen.
  4. Gicht: Eine Form von Arthritis, die durch die Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gelenk verursacht wird, was zu plötzlichen und intensiven Schmerzattacken führen kann.
  5. Infektionen: Bakterielle oder virale Infektionen können in einem Gelenk auftreten und Entzündungen und Schmerzen verursachen.
  6. Lupus: Eine Autoimmunerkrankung, die verschiedene Teile des Körpers beeinflussen kann, einschließlich der Gelenke.
  7. Fibromyalgie: Eine Erkrankung, die weit verbreitete Schmerzen in Muskeln,  Gelenken und anderen Strukturen verursachen kann.
  8. Bursitis: Entzündung der Schleimbeutel, das sind kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Säckchen, die u.a. Gelenke und Knochenvorsprünge polstern. Sie kann zu Schmerzen und Schwellungen führen.
  9. Alterung: Mit dem Alter kann die allgemeine Abnutzung der Gelenke zunehmen, was zu Schmerzen und Steifheit führen kann.
  10. Gewicht: Übergewicht erhöht die Belastung der gewichttragenden Gelenke wie Knie- und Hüftgelenke, was zu Schmerzen und potenziell zu frühzeitigem Verschleiß führen kann.
  11. Genetische Faktoren: Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung für bestimmte Gelenkerkrankungen.
  12. Nebenwirkungen von Medikamenten: Einige Medikamente können tatsächlich Gelenkschmerzen oder Muskelschmerzen oder sogar Sehnenentzündungen als Nebenwirkung haben.
  13. Ernährungsmängel: Mangel an bestimmten Vitaminen, Mineralien und Nährstoffen kann auch zu Gelenkproblemen und Schmerzen führen, und das ist viel häufiger als landläufig gedacht.

Aber Medizin ist wirklich sehr individuell. Die Identifizierung der spezifischen Ursache für Gelenkprobleme kann komplex sein, auf jeden Fall erfordert es eine gründliche Befragung und Untersuchung durch einen Fachmann/-frau. Und die individuellen Lebensumstände des Patienten spielen immer eine große Rolle.

Wie entstehen Schmerzen? Was genau passiert im Körper?

Ha, sehr gute Frage, wir Mediziner diskutieren dies oft international mehrere Tage hintereinander und lernen immer noch dazu. Ich versuche es mal, ein bisschen zu strukturieren: Gelenkschmerzen können aus einer Vielzahl von Gründen entstehen, meist ist es eine Kombination von Faktoren und Auslösern und die genauen Ursachen sind nicht immer klar. Aber hier sind einige der häufigsten Faktoren, die Gelenkschmerzen verursachen oder dazu beitragen können:

  1. Entzündung: Entzündungen in und um das Gelenk können Schwellungen, Überwärmung und Schmerzen verursachen. Die Entzündung kann durch eine Autoimmunerkrankung wie rheumatoide Arthritis, eine Infektion, eine Verletzung oder viele weitere Faktoren ausgelöst werden. 
  2. Verschleiß: Osteoarthritis, wir sprechen im deutschsprachigen Raum eher von Arthrose, ist eine Erkrankung, bei der der Gelenkknorpel abgenutzt wird. Dies kann  dazu führen, dass Knochen aneinander reiben, was Schmerzen und Steifheit nach sich ziehen kann.
  3. Verletzung: Eine Verletzung des Gelenks, wie ein Riss im Knorpel oder ein Kapselriss, kann akute Schmerzen verursachen. Auch eine Überbelastung durch wiederholte monotone Bewegungen kann zu Schmerzen führen.
  4. Stoffwechselstörungen: Einige Stoffwechselstörungen, wie Gicht, können Kristalle in den Gelenken ablagern, was zu akuten Schmerzattacken führen kann. 
  5. Infektion: Eine Infektion im Gelenk kann starke Schmerzen und Schwellungen verursachen.
  6. Tumore: Selten können Tumore in oder um ein Gelenk herum wachsen, was zu Schmerzen führen kann.
  7. Nervenstörungen: Probleme mit Nerven, die das Gelenk versorgen, können ebenfalls Schmerzen verursachen.
  8. Muskelverspannungen: Verspannungen in den Muskeln, die das Gelenk unterstützen und führen, können in das Gelenk ausstrahlen und Schmerzen verursachen. Diese Ursache wird oft unterschätzt, weil Muskelverspannungen nicht in der Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, MRT, CT) zu sehen sind. Dabei gehören diese Schmerzen meines Erachtens zu den häufigsten Ursachen. 
  9. Systemische Erkrankungen: Manchmal sind Gelenkschmerzen ein Symptom einer systemischen Erkrankung, wie Lupus oder Fibromyalgie.
  10. Psychologische Faktoren: Schließlich können auch psychologische Faktoren wie Stress oder Angstzustände die Schmerzwahrnehmung beeinflussen und z.B. Gelenk- oder Rückenschmerzen verstärken.

Und wenn du mich jetzt gleich nach der Behandlung fragst: Die richtige Therapie hängt stark von den zugrunde liegenden Ursache ab. Deswegen ist es so wichtig, nicht einfach nur Schmerzen zu unterdrücken, sondern die Ursache dahinter zu verstehen. Die Einfach-nur-Schmerzen-weg-Therapie gibt es leider nicht und wäre auch nicht sinnvoll, denn der Körper hat ja einen Grund für die Schmerzen und will dir damit etwas sagen.

Was sind die häufigsten Therapiemöglichkeiten, die bei solchen Problemen angewendet werden?

Die Therapie von Gelenkproblemen und -schmerzen hängt nicht nur von der genauen Ursache, dem betroffenen Gelenk, dem Schweregrad, sondern vor allem von den individuellen Bedürfnissen des Patienten ab. Hier sind einige der häufigsten Therapiemöglichkeiten, so wird es also meistens gemacht:

Medikation:

  • Schmerzmittel wie z.B. Paracetamol, Novalgin u.a. können kurzfristige Linderung bieten.
  • Entzündungshemmende Medikamente (NSAR) werden zur Reduktion von Entzündungen und Schmerzen eingesetzt.
  • Bei Gicht oder rheumatoider Arthritis können spezifische Medikamente wie Kortikosteroide oder krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) eingesetzt werden.

Physiotherapie:

  • Individuell abgestimmte Übungen, um die Kraft und Flexibilität zu verbessern, sind das A und O, Manuelle Therapie kann hilfreich sein.
  • Anwendung von z.B. Wärme, Kälte oder Ultraschall kann unterstützen

Gewichtsmanagement
Bei Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme die Belastung der Gelenke verringern.


Ergotherapie
Beratung zur Anpassung des Alltags und der Arbeitsweise, um die Gelenke zu schonen, ist sinnvoll, v.a. wenn es um die Hände geht.

Injektionen:

  • Injektionen mit Betäubungsmittel und manchmal auch mit Kortison direkt in das betroffene Gelenk oder an die entzündete Struktur, können deutliche Linderung oder Heilung bringen.
  • Hyaluronsäure und Präparate, die aus dem Patientenblut hergestellt werden, können sinnvoll sein

Chirurgische Eingriffe:

  • Arthroskopische oder offene Chirurgie zur Reparatur von Schäden oder zum Ersatz von Gelenkstrukturen.
  • Gelenkersatzoperationen (z.B. Knie- oder Hüftprothese) bei schwerer Arthrose u.v.m.

Alternative Therapien:

  • Akupunktur/TCM
  • Chirotherapie
  • Naturheilverfahren u.v.m.

Selbstmanagement und Lifestyle-Änderungen:

  • Regelmäßige Übungen, gezieltes Training und Bewegung können entscheidend die Beschwerden verbessern.
  • Ergonomische Anpassungen im Haushalt oder am Arbeitsplatz

Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel

Häufig finden Patienten Linderung durch eine entzündungshemmende Ernährung und/oder bestimmte Nahrungsergänzungsmittel. Obwohl die wissenschaftlichen Daten noch variabel sind, zeigen Studienergebnisse zunehmend, wie potent hier Einfluss auf Entzündung und Schmerzen genommen werden kann.

Psychologische Unterstützung

Nicht nur, aber vor allem bei chronischen Schmerzen kann eine psychologische Unterstützung wie z.B. kognitive Verhaltenstherapie helfen, mit den Schmerzen gezielter umzugehen.

Oft wird eine Kombination dieser Therapieansätze verwendet, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Die hohe Kunst ist die interdisziplinäre Therapie, wo mehrere Fachrichtungen miteinander und gemeinsam dem Patienten helfen. Aus meiner Sicht ist das Erlernen des Selbstmanagements und Lifestyle-Änderungen das Allerwichtigste. Ich meine damit Bewegung und Ernährung. Und ich weiß, auch oft sehr schwierig für den Patienten am Anfang. Aber aus meiner Sicht können nur so langfristig die besten Erfolge erzielt werden. Indem der Mensch selber viel für sich versteht und für seine Gesundheit umsetzt, werden die Weichen in Richtung Gesundheit gestellt. Und mit Ernährung beginnt es. 

Gibt es neben der medikamentösen (falls angewendet) Therapie auch die Möglichkeit, durch Umstellung von Ernährung und Lebensstil das Leiden zu verbessern?

Oh ja, unbedingt! Aus meiner Sicht ist das genau der größte Hebel.

1. Du musst dich bewegen!

Deine Gelenke werden durch Bewegung ernährt, denn sie haben keine Blutgefäße. Dabei gibt es viele sinnvolle Möglichkeiten wie z.B. Nordic Walking, Skilanglauf, Radfahren, Yoga, Dehnübungen, Beweglichkeitsübungen, Fitnessstudio, Krafttraining u.v.m. So werden Gelenke gekräftigt, ernährt und beweglich gehalten, damit sich ausreichend ernährende Gelenkflüssigkeit bildet. Das muss kein Leistungssport sein, aber beweg dich bitte täglich.

Der größte Risikofaktor für Gelenkschmerzen ist Bewegungsmangel. Sitzen und Immobilität lässt deinen Knorpel wörtlich verhungern. 5,3 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich durch Bewegungsmangel (5,0 Millionen durch Rauchen). Anders gesagt stirbt etwa jeder Zehnte jährlich an Bewegungsmangel. Kannst du dir vorstellen, wie viel 5,3 Millionen Menschen sind? Mit 5,3 Millionen Menschen könnte man etwa 64x das Dortmunder Fußballstadion füllen.

Zwei Drittel der Deutschen bewegen sich täglich weniger als eine Stunde. Jeder Dritte der deutschen Erwerbstätigen bewegt sich täglich sogar weniger als 30 Minuten! Ich finde das erschreckend. Bewegungsmangel fordert mehr Tote als Rauchen, Alkohol oder zu wenig Obst und Gemüse.

Wenn du dich aufgrund von Zeitmangel oder Schmerzen nicht mehr bewegst, startet der Teufelskreis. Darum werde bitte selbstständig aktiv, egal ob du alt oder jung bist. Durch Bewegung kannst du meistens den größtmöglichen Therapieeffekt erzielen. Du würdest dich wundern, welche Ergebnisse ich in meiner Arztpraxis sehen kann, wenn Menschen anfangen, sich gezielt zu bewegen.

Übrigens, unabhängig von der Diagnose, hat eine Studie der North Carolina Duke University belegt, dass Bewegung/körperliche Aktivität depressive Symptome um 82% lindern kann.

2. Optimiere deine Ernährung!
Du kannst dich gelenkfreundlich oder gelenkfeindlich ernähren.

  • Günstig: Frische Lebensmittel, vor allem Gemüse und Obst, können Entzündungen im Körper senken.
  • Gelenkfeindlich: Junkfood, Fleisch aus Massentierhaltung, Kuhmilch, im Grunde fast alle Tierprodukte, raffinierter Zucker, Alkohol, Zigaretten… Diese Stoffe erhöhen Entzündungen und auch Gelenkerkrankungen wie Arthrose im Körper. Deine Gelenke essen mit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, gesündere Ernährung ist nicht schwer und du kannst dir trotzdem was gönnen. Hier gibt es noch sehr viel zu lernen, mir geht es vor allem darum, dass es dir überhaupt bewusst ist.

Übergewicht spielt eine Rolle bei Gelenkschmerzen. Achtung, nicht wegen des Gewichts allein, sondern weil du dann viele Entzündungsfaktoren im Körper hast, denn Fettgewebe produziert Hormone und schürt Entzündungen.

Seit Jahrhunderten wissen wir, dass es Lebensmittel gibt, die Gelenkschmerzen lindern können. Ingwer, Kurkuma, Sternanis, Kreuzkümmel, Chili, Hagebuttenpulver, Knoblauch z.B. ist bekannt dafür, dass sein Inhaltsstoff Allicin viele gesunde Wirkungen hat, gerade gegen Gelenkschmerzen. Es unterstützt außerdem das Immunsystem und hat viele immunstärkende Antioxidantien. Studien belegen das. Knoblauch kann auch Blutfettwerte senken, Blutdruck senken, Blutzuckerspiegel senken und beim Abnehmen helfen. Gerade bei Arthrose und Arthritis kann Knoblauch entzündungshemmend, abschwellend und schmerzlindernd wirken, denn die Disulfide, die Knoblauch enthält, können deinen Knorpel vor übermäßiger Abnutzung schützen.

3. Denk optimistisch!
Deine Gedanken spielen eine große Rolle. Glaubenssätze kann ich im Röntgen zwar nicht sehen, aber ich sehe große Unterschiede, wie Patienten mit Schmerzen umgehen. Natürlich können Schmerzen deprimieren und frustrieren. Aber denk positiv, du kannst oft sehr viel mehr Einfluss nehmen, und das auch oder gerade über deine Gedanken. Kein Blödsinn. 

Du bist nicht so ausgeliefert, wie du vielleicht meinst. Bitte steck bei Schmerzen nicht den Kopf in den Sand und vermeide diese Negativschleife: Schonen, Schmerzen, Ausweichen, kein Sport, noch weniger Muskeln, noch mehr Schmerz, mehr Schonen... und das Stress krank macht und Schmerzen verstärken kann, dazu gibt es hunderte Studien.

Deine Einstellung und deinen Lebensstil zu verbessern bedeutet viel mehr, konsequent am Ball zu bleiben. Hab Geduld, hab Vertrauen in deinen Körper. Dein Körper ist dein bester Freund, dein Best Boddy, er würde alles dafür tun, dass du heilst. Hilf ihm dabei. Mit gesunder Ernährung, genug Bewegung, gesundem Schlaf und Zeit für dich. Die Regelmäßigkeit ist wichtig. Auch kleine Schritte führen zum Ziel. Aber gehen musst du sie selber.

Die Erfahrung zeigt, dass der richtige Ansatz eine Kombination aus mindestens den drei o.g. Punkten ist: Bewegung, basische Ernährung, Mindset. Dann gerne in Kombination mit ärztlichen Therapien. Nahrungsergänzungsmittel können zusätzlich tatsächlich Sinn machen.

Können Bitterstoffe helfen, Schmerzen zu lindern? Falls ja, wie funktioniert das?

Ich bin davon überzeugt, dass Bitterstoffe in bestimmten Pflanzenextrakten tatsächlich einige positive Wirkungen auf die Gelenke haben, vor allem in Bezug auf entzündliche Gelenkerkrankungen. Die Wirkungsweise ist jedoch komplex und kann von der Art des Bitterstoffs und seiner Anwendung abhängen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Bitterstoffe auf die Gelenke wirken könnten:

  1. Anregung von Verdauungsprozessen: Einige Bitterstoffe, die in Heilpflanzen vorkommen, können die Verdauung fördern, indem sie die Sekretion von Verdauungssäften anregen. Dies könnte indirekt dazu beitragen, Schmerzen im Zusammenhang mit Verdauungsproblemen zu lindern.
  2. Einfluss auf Entzündungen: Einige Bitterstoffe haben entzündungshemmende Eigenschaften, die Schmerzen lindern können, die durch Entzündungen in verschiedenen Körperteilen verursacht werden. Zum Beispiel kann Salicin, ein Bitterstoff in der Weidenrinde, im Körper zu Salicylsäure umgewandelt werden, die eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung hat.
  3. Interaktion mit dem Geschmackssinn: Die Reaktion auf Bitterstoffe im Mund kann eine Reihe von Reflexreaktionen auslösen, darunter auch die Freisetzung bestimmter Enzyme und Hormone. Einige Studien deuten darauf hin, dass Bitterstoffe durch Interaktion mit den Geschmacksrezeptoren im Mund und im Magen-Darm-Trakt die Freisetzung von endogenen Opioiden fördern können, die wiederum Schmerzen lindern. Dieser Mechanismus ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht und erfordert weitere Untersuchungen.
  4. Psychologischer Effekt: Es gibt auch Hinweise darauf, dass die Wahrnehmung von Bitterkeit die Schmerzwahrnehmung beeinflussen könnte. Die genauen Mechanismen dieses Phänomens sind jedoch noch unklar und könnten von individuellen Unterschieden und Erwartungen abhängen. Hier hoffe ich auf weitere spannende Forschungsergebnisse in der nahen Zukunft. 

Wie bei anderen medizinischen Anwendungen kann auch die unkontrollierte oder unsachgemäße Einnahme von Bitterstoffen unerwünschte oder sogar schädliche Wirkungen haben. Die Wissenschaft hinter der Anwendung von Bitterstoffen zur Behandlung von Gelenkerkrankungen ist ständig im Fluss, und weitere Forschung ist erforderlich, um ihre Sicherheit und Wirksamkeit vollständig zu verstehen. Aber die bisher erzielten Ergebnisse und Erfolge sind sehr vielversprechend.

Was muss ich ändern, um gegen die Probleme vorzugehen?

Aus meiner Sicht erst einmal die Chance verstehen, dass du selber wirklich sehr viel tun kannst und viel mehr in der Hand hast als du vielleicht glaubst. Gesundheit kannst du lernen. Jeder. Du auch.

Heute wissen wir, dass die Risikofaktoren und Auslöser für Schmerzen massiv mit unserer Lebensweise zusammenhängen und nicht einfach allein Schicksal oder Erbe sind. Viele Forscher sind sich einig, dass bei uns in den Industrieländern viele Risikofaktoren existieren. Der Bewegungsmangel ist der größte, wichtigste und deutlichste Risikofaktor.

„Die gefährlichste Bewegung ist die fehlende Bewegung. Die gefährlichste Belastung ist die fehlende Belastung.“
– Abbi Hübner

Aber Bewegungsmangel ist nicht der einzige Grund. Deine Ernährung spielt eine weit größere Rolle als du dir vielleicht vorstellen kannst und deine Gedanken ebenfalls. Übrigens, Sport wirkt immer entzündungslindernd und stimmungsaufhellend! 

Gibt es bestimmte Lebensmittel oder Nährstoffe, die sich besonders positiv auswirken können?

Hier ganz konkret, schreib es am besten direkt auf deinen Einkaufszettel:

  1. Grünes Blattgemüse: Gemüse wie Spinat, Grünkohl und Brokkoli enthalten Antioxidantien und Vitamin K, die helfen können, deine Knochengesundheit zu unterstützen und den Knorpelabbau zu verlangsamen.

2. Beeren: Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren, Holunderbeeren und Brombeeren enthalten Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren können und somit bei der Bekämpfung von Arthrose helfen können.

3. Knoblauch: Knoblauch hat entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, Schmerzen und Entzündungen im Zusammenhang mit Arthrose zu reduzieren.

4. Nüsse und Samen: Nüsse und Samen wie Mandeln, Walnüsse und Leinsamen enthalten Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien, die Entzündungen im Körper reduzieren und helfen können, den Knorpelabbau zu verlangsamen.

5. Ingwer: Ingwer hat stark entzündungshemmende Eigenschaften und kann helfen, Schmerzen und Entzündungen im Zusammenhang z.B. mit Arthrose zu reduzieren.

6. Sesam: Enthält sehr viel Kalzium, und das Sesamol und das Sesamin (Pflanzenhormone) sind wieder Entzündungskiller.  

Hochwertige Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und können dazu beitragen, Entzündungen im Körper zu reduzieren. Du kannst sie z.B. durch den Verzehr von Leinsamen, Chiasamen und Walnüssen aufnehmen.

Vitamin B6 ist wichtig für die Gesundheit des Nervensystems und kann hier insbesondere bei entzündeten oder gequetschten Nerven helfen, Symptome zu lindern. Vitamin B6 findest du u.a. in Bananen, Kartoffeln und Vollkornprodukten.

Magnesium ist ein wichtiger Mineralstoff, der Entzündungen im Körper reduzieren und den Muskel- und Nervenstoffwechsel verbessern kann. Was kannst du essen? Dunkles Blattgemüse, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und Bohnen.

Deswegen lass den Industriezucker weg! Eine Ernährung, die reich an Zucker und raffinierten Kohlenhydraten ist, kann Entzündungen im Körper fördern. Versuche, den Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln, Weißbrot und verarbeiteten Snacks zu reduzieren und setze stattdessen lieber auf pflanzlich-vollwertig: Obst, Nüsse und Gemüse, Kräuter.

Und: Vergiss bitte deinen Darm nicht, dein Mikrobiom, deine Darmflora, denn diese wird stark davon beeinflusst, was du isst und hat direkten Einfluss auf deine Gesundheit.

Viel Zucker oder Fleischprodukte fördern Fäulniserreger oder Überbesiedlung von Pilzen in deinem Darm. Diese produzieren dann selbst Giftstoffe (Endotoxine), die pro-entzündliche Botenstoffe darstellen, und hier nimmt dein Darm sie auch auf. Wenn es zu viele werden, dann bilden sich kleine Poren in deiner Darmwand und kleine Mikronährstoffe und Gifte dringen dadurch in den Bauchraum und den Blutkreislauf. Und in die Gelenke.

Die Darmgesundheit hat damit einen massiven Einfluss auch auf Arthrose und Rheuma und Gelenkschmerzen allgemein. Was deine guten Darmbakterien sehr gern mögen ist Fenchel, Artischocke, Zwiebeln, Kartoffeln, diese heißen Präbiotika (natürliche Lebensmittel), bitte nicht verwechseln mit Probiotika (Joghurts, Milchsäurebakterien). Du findest sie auch und viel natürlicher in Eingelegtem, also eingelegten Gurken, eingelegten Zwiebeln, Sauerkraut. Fermentiert ist hier das Zauberwort.

Welche Lebensmittel sollte ich eher vermeiden?

Tierprodukte, auch Milchprodukte, hochindustriell verarbeitete Lebensmittel, raffinierter Zucker, Gluten, Alkohol, Zigaretten, Drogen, Stress. Schlafmangel... gilt es zu vermeiden. Transfettsäuren, Konservierungsmittel, Trennmittel, Geschmacksverstärker usw. bitte auch. 
Diese befeuern chronische Entzündungen im Körper, das geschieht schleichend, also Vorsicht.

Du merkst es also nicht sofort, sie entstehen klammheimlich. Oft bemerken wir es erst, wenn Symptome da sind wie Schmerzen, Gelenkschwellungen, Müdigkeit, Muskelschmerzen, Sehnenentzündungen, depressive Verstimmungen usw. Besonders Schweinefleisch (Arachidonsäure) wird hierfür verantwortlich gemacht.

"Du bist, was Du isst, also tue es bewusst. Nicht Junkfood und Fertigessen, sondern lieber frische regionale, saisonale Lebensmittel, Kräuter, Saaten, Nüsse. Ernährung ist die neue Medizin."

Zum Abschluss: Was sind Deine 3 besten Tipps, um Gelenkprobleme und -schmerzen zu vermeiden?

Bewegung, basische Ernährung, Mindset/Rituale.

Gelenkprobleme können aus verschiedenen Gründen auftreten, aber grundsätzlich gilt: Der Knorpel lebt von der Bewegung, also Druck und Zug, denn er hat keine eigenen Blutgefäße. Regelmäßige Bewegung hilft, den Gelenkknorpel zu ernähren. Die Muskulatur rund um deine Gelenke wird gestärkt und die Beweglichkeit bleibt nur erhalten, wenn sie regelmäßig gefordert wird. Sonst werden wir steif und der Körper reagiert dann mit Schmerzen.

Fang klein an, jedes kleine Salatblatt, jeder kleine Tropfen gesunder Vitamine, jedes winzige Stückchen Gemüse, jede kleinste Treppenstufe und auch der kürzeste Spaziergang in der Natur ist so viel besser als nichts. Also fang einfach an und wachse rein und du wirst sehen, wie viel Spaß es machen kann. Gesundheit kannst du lernen. 

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