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Histamin-Intoleranz erkennen und behandeln
Krankheiten 7 min

Histamin-Intoleranz erkennen und behandeln

Bauchschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind nicht selten. Doch wusstest Du, dass die Ursache eine Histaminintoleranz sein kann? Tatsächlich ist sie gar nicht so selten, wird aber häufig außer Acht gelassen.

Wenn Du das Gefühl hast, diese Symptome häufig nach dem Essen zu spüren, solltest Du jetzt weiterlesen. Denn in diesem Artikel geht es um den Stoff Histamin und seine Funktionen im Körper. Und natürlich, was Du in der Ernährung bei einer Histamin-Intoleranz beachten solltest.

Was ist Histamin?

Histamin ist ein Signalstoff, den das Immunsystem freisetzt, um Nachrichten zwischen Zellen zu übermitteln. Es hat mehrere Funktionen, ist aber v. a. für seine Rolle bei der Auslösung allergischer und anaphylaktischer Symptome bekannt.

Allergien sind eine Reaktion des Körpers auf ein fremdes Protein. Normalerweise sind diese Proteine (Allergene) harmlos. Wenn Du jedoch eine Allergie gegen ein bestimmtes Protein hast, reagiert das Immunsystem übermäßig. Eine Reihe von Reaktionen führt zur Freisetzung von Histamin, was letztendlich diese Symptome verursacht.

Der Körper speichert Histamin hauptsächlich in Mastzellen im Gewebe und in Basophilen im Blut. Mastzellen sind weiße Blutkörperchen, die im Bindegewebe des Körpers sitzen, v. a.

  • Unter der Haut
  • In der Nähe von Blut- und Lymphgefäßen
  • In den Nerven
  • In der Lunge und im Verdauungstrakt

Was machen Histamine im Körper?

Histamin reguliert zahlreiche Funktionen und spielt eine Schlüsselrolle bei Entzündungen im Körper. Die Wirkung von Histamin hängt davon ab, an welche Histamin-Rezeptoren es sich bindet. Aktuell sind 4 Arten identifiziert.

H1-Rezeptoren

/

Befinden sich überall im Körper, u. a. in Neuronen (Gehirnzellen), glatten Muskelzellen der Atemwege und Blutgefäße. Ihre Aktivierung verursacht die bekannten Allergie- und Anaphylaxie-Symptome. Dazu zählen:

  • Juckende Haut
  • Erweiterung der Blutgefäße
  • Erhöhe Herzfrequenz
  • Rötung
  • Verengung der Atemwege
  • Schmerzen.
/

Einige dieser körperlichen Veränderungen führen zu Niesen, verstopfter Nase und Schnupfen. Außerhalb der allergischen Reaktionen tragen die H1-Rezeptoren auch zur Regulierung beitragen von:

  • Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Nahrungsaufnahme
  • Körpertemperatur
  • Emotionen
  • Gedächtnis, Lernen

H2-Rezeptoren

Sie befinden sich hauptsächlich in den Zellen des Magens, die Säure freisetzen. Aber auch in den Zellen der glatten Muskulatur und in den Herzzellen. Ihre Aktivierung führt zu:

  • Sekretion von Magensäure, die die Verdauung fördert
  • Stimulation der Schleimdrüsen in den Atemwegen
  • Durchlässigkeit der Gefäße
  • Blutdruckabfall
  • Rötung
  • Kopfschmerzen
  • Ungleichmäßiger Herzschlag

H3-Rezeptoren

Sie sind besonders an der Funktion der Blut-Hirn-Schranke beteiligt. Sie befinden sich in den Neuronen des zentralen Nervensystems. Zudem regulieren sie die Freisetzung von Histamin und Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Acetylcholin.

H4-Rezeptoren

Sie sind im Knochenmark und in unreifen Zellen, die sich zu allen Arten von Blutzellen entwickeln können. Sie spielen also eine Rolle bei der Bildung von bestimmten Blutzellen. Zudem sind sie an entzündlichen Erkrankungen und Autoimmunkrankheiten beteiligt.

Histaminunverträglichkeit Symptome erkennen

Da wir im ganzen Körper Rezeptoren für Histamin haben, kann eine Histaminintoleranz mehrere Teile beeinträchtigen. Bei 96,8 % Menschen treten mehr als 3 Symptome gleichzeitig auf, durchschnittlich sogar bis zu 11.

Die Histamin Symptome sind unspezifisch. Das heißt, sie können auch wie Symptome einer anderen Erkrankung auftreten. Daher ist es oft schwierig, eine Diagnose zu stellen. Die häufigsten Symptome, die sich bei der Verdauung äußern sind:

  • Unterleibschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Andere häufige Reaktionen im Zusammenhang mit dieser Unverträglichkeit sind u. a.

  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Verstopfung der Nase oder Nebenhöhlen
  • Müdigkeit
  • Juckende Haut
  • Nesselsucht
  • Gestörter Menstruationszyklus

In schweren Fällen können weitere Symptome auftreten, dazu zählen:

  • Geschwollene Augenlider
  • Hoher Blutdruck
  • Unregelmäßiger Herzschlag
  • Angstzustände
  • Schwindel

Wie kann man Histaminintoleranz testen?

Bevor eine Diagnose gestellt wird, werden andere Erkrankungen oder Allergien ausgeschlossen, die ähnliche Symptome verursachen. Eine Möglichkeit ist die Eliminationsdiät für 2–4 Wochen. Bei dieser Diät werden Lebensmittel mit hohem Histamingehalt oder Histaminauslöser weggelassen. Dann führt man sie wieder langsam ein, um auf neue Reaktionen zu achten.

Einen spezifischen Histamin-Intoleranz-Test gibt es nicht. Aber durch eine Blutprobe kann auch erkannt werden, ob ein DAO-Mangel besteht.

Eine weitere Möglichkeit ist ein Pricktest. Dieser prüft auf allergische Reaktionen innerhalb von 20 Minuten. Allerdings dauert es bei der Histamin-Intoleranz 50 Minuten, bis der Körper reagiert.

Wie kann ich eine Histamin-Unverträglichkeit behandeln?

Histamin Lebensmittel meiden

Der Histamingehalt in Lebensmitteln ist schwer zu bestimmen. Selbst in den gleichen Lebensmitteln kann die Menge an Histamin stark variieren. Bei Käse kommt es bspw. darauf an, wie lange er gereift und gelagert wurde, sowie die Zusatzstoffe.

Lebensmittel, die viel Histamin enthalten, sind fermentierte Lebensmittel. Frische, unverarbeitete Lebensmittel haben eher niedrige Werte. Vermutet wird auch, dass selbst die Aufnahme bestimmter Nahrungsmittel, die histaminfrei sind, die Freisetzung von Histamin anregen. Diese Theorie ist aber nicht bewiesen.

Lebensmittel mit hohem Histamingehalt:

  • Fermentierte Milchprodukte: Gereifter Käse, Joghurt, saure Sahne, Buttermilch, Kefir
  • Fermentiertes Gemüse: Sauerkraut, Kimchi
  • Fermentierte Sojaprodukte: Tempeh, Miso, Sojasauce, Natto
  • Fermentierte Körper: Sauerteigbrot
  • Essiggurken oder eingelegtes Gemüse
  • Kombucha
  • Gepökeltes Fleisch: Würste, Salami, fermentierter Schinken
  • Wein, Bier, Sekt, Energydrinks, Mate Tee
  • Gemüse und Obst: Bananen, Papaya, Zitrusfrühcte, Tomaten, Auberginen, Spinat
  • Gefrorener, gesalzener oder konservierter Fisch: Sardinen, Thunfisch
  • Essig
  • Tomatenketchup
  • Schokolade
  • Nüsse: Walnüsse, Cashewkerne, Erdnüsse

Histaminarme Diäten können aber sehr einschränkend sein und Nährstoffe vorenthalten. Zudem gibt es keine Beweise, dass die histaminarme Ernährung die Lebensqualität langfristig verbessert. Besonders wenn keine eindeutige Diagnose vorliegt.

Der Hauptvorteil der Diät bei Histamin-Intoleranz besteht in ihrer Funktion als Diagnose. Durch das Weglassen histaminreicher Lebensmittel für mehrere Wochen können die Übeltäter identifiziert werden. Zudem ist die Empfindlichkeit gegenüber Histamin von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Diese Lebensmittel solltest Du bei Histamin Intoleranz essen

Das Enzym Diaminoxidase (DAO) baut Histamin im Körper an. Ist die Aktivität der DAO geringer als die Menge des aufgenommenen Histamins, gibt es ein Ungleichgewicht. Dieses Ungleichgewicht kann dann zu einer Histamin-Intoleranz führen.

Tatsächlich gibt es Lebensmittel, die das DAO-Enzym enthalten. Wichtig ist, dass Du frische und naturbelassene Lebensmittel bevorzugst. Bio-Qualität ist ebenfalls von Vorteil.

DAO-Lebensmittel sind z. B.:

  • Gemüse: Paprika, Brokkoli, Kartoffeln, Salat, Petersilie
  • Kohl: Grünkohl, Rosenkohl
  • Früchte: Schwarze Johannisbeere, Hagebutte
  • Tierische Lebensmittel: Hühnerfleisch, Fisch
  • Nüsse und Samen: Leinsamen, Paranüsse, Kürbiskerne, Mohn
  • Vollkornprodukte, Haferflocken

Wenn eine Umstellung der Ernährung keine Wirkung zeigt, gibt es auch bestimmte Medikamente.

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Einnahme von Medikamenten

Es gibt Medikamente, die von Ärzt_innen empfohlen oder verschrieben werden, um den Histaminspiegel im Körper zu senken. Dazu gehören:

  • H1-Antihistaminika: Werden zur Behandlung von Allergie Symptomen eingesetzt, z. B. Pollen oder Tierhaare. Es gibt sie in Form von Tabletten, Flüssigkeiten, Cremes und Augentropfen.
  • H2-Antihistaminika: Können bei Verdauungsbeschwerden wie Magengeschwüren, GERD und Dyspepsie helfen.
  • Kortikosteroide: Können bei den entzündlichen Auswirkungen von Histaminen und Allergien helfen. Viele Inhalatoren, die bei der Behandlung von Vorbeugung von Asthma helfen, enthalten diese.
  • Epinephrin-Injektion: Dienen der Behandlung schwerer allergischer Reaktionen (Anaphylaxie) oder plötzlicher Asthmaanfälle. Es öffnet die Atemwege und erhöht den Blutdruck.
  • Nahrungsergänzungsmittel: Die Einnahme von Vitamin C, Kupfer und/oder Vitamin B6 kann zur Senkung des Histaminspiegels beitragen.

Nicht alle Medikamente sind verschreibungspflichtig. Sprich also am besten vor der Einnahme mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin.

Fazit: Wie kann ich eine Histamin-Intoleranz behandeln?

Histamin ist ein Signalstoff im Immunsystem, der Nachrichten zwischen Zellen übermittelt. Durch allergische Reaktionen wird Histamin freigesetzt, was Symptome wie Blähungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen verursachen kann. Und genau da spricht man von einer Histamin-Intoleranz.

Es gibt zwar keinen spezifischen Histamin-Intoleranz-Test, aber andere Wege, eine Histaminunverträglichkeit zu erkennen. Durch Blutproben, Pricktests oder eine Ausschluss-Diät können Trigger-Lebensmittel identifiziert werden. Häufig sind das fermentierte Lebensmittel, Konserven, Tomaten, Alkohol und Schokolade.

Das Weglassen dieser Lebensmittel verbessert in den meisten Fällen die Symptome. Da viele Betroffene nicht genug vom DAO-Enzym haben, solltest Du darauf achten. Paprika, Leinsamen, Haferflocken oder Kartoffeln enthalten das DAO-Enzym und können so zum Gleichgewicht beitragen.

Es gibt Medikamente, sog. Antihistaminika, die bei einer Histamin-Intoleranz verschrieben werden. Viele berichten aber schon von einer Besserung, wenn sie histaminreiche Lebensmittel streichen. Hier ist aber das Ersetzen einer gleichwertigen Quelle wichtig, um Nährstoffmängel zu vermeiden.

FAQ zum Thema: Histaminunverträglichkeit Maßnahmen

Wieso habe ich Gewichtsprobleme bei Histaminintoleranz?

Histamin selbst führt nicht direkt zu einer Gewichtszunahme. Vielmehr können die Folgen einer zu hohen Menge an Histamin im Körper dazu führen. Das liegt u. a. daran, dass eine unbehandelte Histamin-Intoleranz zu Entzündungen und zur Ausschüttung von Stresshormonen führt.

Hier spielt besonders das Stresshormon Cortisol eine wichtige Rolle. Denn das kann zu Wassereinlagerungen und Schwellungen führen. Und dadurch auch zur Gewichtszunahme. Auch können histaminreiche Lebensmittel in diesem Fall Heißhunger verursachen.

Was hat der Schlaf-Wach-Rhythmus mit Histamin zu tun?

Wie Du jetzt weißt, übermittelt Histamin Botschaften in unserem Gehirn. Dazu zählt auch, die Wachsamkeit zu fördern und uns tagsüber wach zu halten. Und das ist natürlich entscheidend für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus.

Wenn Histamin aktiv ist, steigert es die Aktivität des Gehirns. Es hilft Dir also, Dich zu konzentrieren, aufmerksam zu sein und auf Situationen zu reagieren. Histamin ist wie ein innerer Wecker, der Dich während des Tages wach und fit hält.

Zudem signalisiert ein sinkender Histaminspiegel dem Gehirn, dass es an der Zeit ist, zur Ruhe zu kommen. So hilft es uns, sich auf den Schlaf vorzubereiten. Und dann beginnen andere Mechanismen zu greifen, die den Schlaf fördern.

Quellen:

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