So funktioniert das Verdauungssystem des Menschen
Was schätzt Du, wie lange die Reise eines Lebensmittels im Körper dauert? Tatsächlich kann das bis zu 100 Stunden beanspruchen. Das entspricht etwa vier Tagen! Du kannst Dir also vorstellen, dass währenddessen einiges passiert.
Damit auf dieser Reise alle gut geht, müssen die Organe zusammenarbeiten. Aber auch Verdauungsenzyme sind wichtig für das richtige Funktionieren der Verdauung. Schauen wir uns also an, wie das Verdauungssystem arbeitet und was alles dazugehört.
Verdauungssystem: Reihenfolge und wichtige Aufgaben
Die Anatomie des Körpers ist ziemlich komplex. Es gibt so viele Organe, die unzählige Aufgaben haben. Aber eins haben sie gemeinsam: Sie wollen uns am Leben halten. Damit alles richtig funktioniert, müssen sie im Einklang sein.
Das trifft nicht nur auf einen regelmäßigen Herzschlag zu, sondern auch Deine Verdauung. Denn nachdem Du etwas gegessen hast, gibt's einige Zwischenstopps. Und jedes Organ im Verdauungstrakt hat seine Rolle. Schauen wir uns also an, wie die Reise der Nahrung aussieht.
Mund
Stell Dir Dein Lieblingsgericht vor, gerade wenn Du hungrig bist. Na, läuft Dir schon das Wasser im Mund zusammen? Das ist ganz normal und zeigt Dir, dass der Speichel schon aktiv ist.
Isst Du nun, wird die aufgenommene Nahrung mit den Zähnen erstmal mechanisch zerkleinert. Durch die Zunge gelangt sie dann in die Speiseröhre.
Speiseröhre
Die Speiseröhre ist ein Rohr, das die Verbindung zwischen Mund und Magen darstellt. Da sich in diesem Abschnitt auch die Öffnung der Luftröhre befindet, kann das mitunter ein schwieriges Unterfangen sein. Isst oder trinkst Du zu schnell, hat die Klappe nur wenig Zeit und schließt nicht richtig. Die Folge: Du verschluckst Dich und musst husten.
Magen
Weiter gehts im Magen, der quasi wie in Mixer fungiert, der die Nahrungsteile aus der Speiseröhre weiter zerlegt. Das passiert mit Hilfe des sauren Magensaftes und der Magenwände. Wie lange die Nahrung dafür benötigt, ist von mehreren Faktoren abhängig.
Dazu zählen Kalorien, Konsistenz, Osmolarität, und die Zusammensetzung der Nährstoffe. Während Honig in nur 30 Minuten im nächsten Abschnitt landet, brauchen Hülsenfrüchte 4–5 Stunden. Ein fettiger Schweinebraten verweilt sogar bis zu acht Stunden.
Dünndarm
Der Darm-Trakt besteht aus mehreren Abschnitten, angefangen mit dem Dünndarm. Er ist wie ein Schlauch, der sich um den Bauchraum legt und ist etwa 6,5 Metern lang. Hier wird die Nahrung weiter aufgespalten und die Nährstoffe vom Körper aufgenommen. Genauer gesagt werden diese ins Blut aufgenommen.
Und dafür benötigt er Hilfe von Leber, Gallenblase und Pankreas. Die nächste Station für die Nährstoffe, die bereits ins Blut gelangt sind, ist die Leber.
Leber
Die Leber produziert Galle und macht gefährliche Stoffe unschädlich und wandelt Abfälle in Galle um. Nützliche Nährstoffe werden allerdings gespeichert (z. B. Zucker in Form von Glykogen) oder weitergegeben.
Dickdarm
Der Grimmdarm (Colon) ist mit 1,5 Metern zwar etwas kürzer als der Dünndarm. Hier hat der Körper die letzte Chance, Wasser und einige Nährstoffe ins Blut aufzunehmen. Die unverdaulichen Reste reisen weiter, werden immer fester und schließlich zum Stuhl.
Rektum und Anus
Als erste und somit letzte Stelle nach dem Dickdarm kommt das Rektum. Dort verbleibt der Stuhl so lange, bis Du auf die Toilette musst. Ist es soweit, verlässt der Stuhl den Körper durch den Anus.
Die wichtige Rolle der Verdauungsenzyme
Wie in der Küche jeder Topf seinen passenden Deckel hat, hat auch jedes Substrat sein passendes Enzym. In der Chemie auch bekannt als das Schlüssel-Schloss-Prinzip. Warum das so wichtig ist, erfährst Du jetzt.
Chemische Verdauung ist essentiell
Verdauungsenzyme haben den Job, Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Auch können sie komplexe Moleküle von Makronährstoffen in kleine Bestandteile spalten. Und für jeden Makronährstoff gibt es ein eigenes Enzym.
- Kohlenhydrate: Amylase
- Fette: Lipase
- Proteine: Protease
Amylase
Dieses Enzym wird hauptsächlich in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert. Bereits im Mund verrichtet sie schon ihre Aufgabe und verdaut Stärke. Aber auch nach dem Schlucken bleibt die Amylase aktiv. Im Dünndarm hilft die Pankreasamylase letztendlich dabei, Stärke weiter in Zucker zu spalten.
Lipase
Die Lipase wird im Pankreas und Dünndarm produziert. Eine Art befindet sich schon in der Muttermilch, um Fette besser verdauen zu können.
Protease
Auch Peptidase genannt, wird im Magen, Pankreas und Dünndarm produziert. Sie sorgt dafür, dass Proteine in Aminosäuren zerlegt werden. Ein wichtiger Vertreter im Magen ist das Enzym Pepsin.
Zudem gibt es noch einige Enzyme, die speziell für die Spaltung von Zucker verantwortlich ist. Dazu zählen:
- Laktase: Spaltet Laktose (Milchprodukte) in Glukose und Galaktose
- Maltase: Spaltet Maltose (Malzzucker) in Glukose
- Sucrase: Spaltet Saccharose (Haushaltszucker) in Fruktose und Glukose
Wenn für jedes Substrat auch das passende Enzym vorhanden ist, läuft alles rund. Fehlt ein Enzym jedoch, kann das Folgen haben.
Enzymmangel und dessen Folgen
Manche Menschen können spezielle Bestandteile in der Nahrung nicht richtig verdauen. Ganz klassisch hierfür ist die Laktoseintoleranz. Betroffenen fehlt hier das Enzym Laktase, was den Milchzucker (Laktose) spaltet. Bekommt der Körper trotzdem laktosehaltige Lebensmitteln, meckert er.
Typische Symptome von Enzymmangel:
- Bauchschmerzen oder Krämpfe
- Blähungen
- Durchfall
- Fettiger Stuhl (Stuhlgang)
- Ungeklärte Gewichtsabnahme
Wie der Name schon sagt, ist v. a. die Verdauung betroffen, wenn Dir ein Verdauungsenzym fehlt. Das Gute ist, dass es mittlerweile viele Alternativen gibt. Wenn Du auf den Milchgeschmack nicht verzichten willst, sind laktosefreie Milchprodukte das Richtige.
Pflanzliche Alternativen auf Basis von Soja, Mandel, Hafer oder Kokos sind auch beliebt. Sie haben einen individuellen Geschmack und sind vielseitig verwendbar. Viele dieser Pflanzendrinks enthalten Zucker. Achte also darauf, dass Du die zuckerfreie Variante wählst.
Fazit: Wie funktioniert das Verdauungssystem?
Das Verdauungssystem ist ziemlich komplex und besteht aus mehreren Stationen. Angefangen im Mund, wandert die Nahrung über die Speiseröhre in den Magen. Nachdem sie dort zerkleinert wurde, gehts weiter zum Dünndarm. Dieser sorgt dafür, dass Nährstoffe vom Körper aufgenommen werden.
Weiter geht's in der Leber, wo Giftstoffe gefiltert und unschädlich gemacht werden. Im Dickdarm (Colon) hat der Körper die letzte Chance, Nährstoffe ins Blut aufzunehmen. Die unverdaulichen Reste gelangen dann in das Rektum und werden als Stuhl über den Anus ausgeschieden.
Verdauungsenzyme spielen dabei eine wichtige Rolle. Denn sie sorgen dafür, dass die Bestandteile der Nahrung richtig verwertet werden können. Funktioniert das mal nicht, kann es zu Bauchschmerzen, Blähungen, fettigem Stuhl oder Krämpfen kommen.
FAQ zum Thema: Verdauungssystem Aufgabe und Wichtigkeit
Gibt es Enzympräparate?
Wenn Du ein Enzymmangel hast, kannst Du auf hochwertige Enzympräparate zurückgreifen. Diese dienen als Ergänzung zu Deiner gesunden Ernährung. Sie können helfen, Nährstoffe besser aufzunehmen und die Verdauung unterstützen.
Wie kann ich meine Verdauung gesund halten?
Damit bei der Verdauung alles gut funktioniert, kannst Du einige Dinge in Deinem Alltag berücksichtigen. Dazu zählen:
- Viel Wasser trinken
- Abwechslungsreiche Ernährung mit viel frischem Gemüse
- Ausreichend Ballaststoffe
- Viel Bewegung im Alltag und Sport
- Regelmäßige Stuhlgewohnheiten entwickeln
Wenn Du Probleme mit der Verdauung hast und keine Erklärung finden kannst, solltest Du Dir ärztliche Hilfe holen. Auch wenn die meisten Verdauungsprobleme kurzfristig und ungefährlich sind, können auch Erkrankungen dahinterstecken.
Ist Kaffee schlecht für den Darm?
Kaum ist der Kaffee drin, musst Du auch schon auf Toilette. Das liegt daran, dass Kaffee die Darmaktivität erhöht. Brauchst Du allerdings unbedingt Kaffee, um auf Toilette gehen zu können, ist das kein gutes Zeichen. In dem Fall solltest Du den Konsum reduzieren und generell auf Deine Ernährung achten.
Zur Autorin:
Laura Merten ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Buchautorin. Unter dem Motto “Mehr wissen, besser essen” übersetzt sie Ernährungswissenschaft in Alltagssprache und begeistert damit zahlreiche Menschen für gesunde Ernährung und mehr Ernährungskompetenz.