Verspürst Du häufiger ein Unwohlsein im Darm? Dann bist Du bei der Recherche nach Ursachen sicherlich schon über den Begriff Darmkur gestolpert. Darmkuren versprechen durch "Entgiftung" Deine Darmgesundheit und Verdauung zu verbessern. Außerdem soll sie eine gesunde Darmflora fördern.
Aber welche Wirkung hat eine Darmkur wirklich auf unser Darmmilieu und hilft eine Darmreinigung, Verdauungsbeschwerden zu reduzieren? Das schauen wir uns in diesem Artikel an. Aber bevor wir genauer auf Darmkuren eingehen, solltest Du grob den Aufbau vom Darm verstehen und was dort alles passiert. Denn nur so kannst Du auch den Nutzen und die Wirkung einer Darmkur beurteilen.
Der Darm ist ein faszinierendes Organ, das nicht nur für die Verdauung zuständig ist - und schon gar nicht alleine. Denn bevor die gegessene Nahrung Deinen Körper wieder verlässt, durchläuft sie einige Stationen und es kann sogar bis zu 24 Stunden dauern, bis sie eine Strecke von 9 Metern zurückgelegt hat. Beginnend im Mund wird die Nahrung zerkleinert und über Rachen und Speiseröhre nach unten befördert, wo sie dann im Magen landet. Wie lange sie dort bleibt, ist vom Lebensmittel abhängig (Pilze benötigen bis zu 6 Stunden, während eine Banane innerhalb von 2–3 Stunden vom Magen in den Darm weitergegeben wird).
Nun hat die Nahrung endlich den Darm – genauer gesagt den Dünndarm – erreicht. Von dort aus gelangt sie über den Dickdarm zum Enddarm und wird schlussendlich durch Muskelkontraktionen über den Anus als Kot ausgeschieden. Während des Verdauungsprozesses haben die verschiedenen Abschnitte des Darms unterschiedliche Funktionen.
Dünndarm
Der Dünndarm ist der Teil im Darm, an dem der größte Teil des langen Verdauungsprozesses stattfindet, der bis zu 5 Stunden dauern kann. Dazu zählen:
Dickdarm
Wenn der Dickdarm die Nahrung aus dem Dünndarm aufnimmt, ist sie durch den Verdauungsprozess bereits zerkleinert und die meisten Nährstoffe aufgenommen. Die Aufgabe dieses Darmabschnittes ist es, die Reste der Nahrung zu entwässern und den Stuhl zu formen. Dazu nimmt der Dickdarm langsam Wasser und Elektrolyte auf, während die Dickdarm-Muskulatur die Nahrungsreste vorwärts bewegt. In der Zwischenzeit ernähren sich die im Dickdarm lebenden Bakterien von den Abfällen und bauen sie weiter ab, wodurch der chemische Teil des Verdauungsprozesses abgeschlossen wird.
Tatsächlich besteht der menschliche Organismen aus mehr Bakterien als menschlichen Zellen – geschätzt wird ein Verhältnis von 1,3:1 zugunsten der Bakterien. Die Darmflora spielt nicht nur bei der Verdauung eine wichtige Rolle, sondern hat viele weitere Funktionen:
Wie Du siehst, hat die Darmflora einen immensen Einfluss auf unsere Gesundheit. Diese muss aber erstmal aufgebaut werden, denn wir kommen tatsächlich ohne Darmflora auf die Welt. Das bedeutet, dass nicht nur die Art der Geburt, sondern auch die Mahlzeiten für Säuglinge besonders wichtig sind, da sie sich direkt auf die Zusammensetzung auswirken. Studien zeigen, dass Kinder, die durch eine vaginale Geburt zur Welt kommen und dementsprechend mit Vagina und Analkanal in Kontakt kommen, bereits einen Teil der mütterlichen Bakterien weitergegeben bekommen. Auch Stillen kann die Besiedlung guter Darmbakterien fördern.
Im Laufe des Lebens kann sich die Zusammensetzung der Darmflora immer wieder ändern. Die Ernährung spielt hierbei eine große Rolle und kann sie sowohl negativ als auch positiv beeinflussen. Ballaststoffe sind beispielsweise das Futter Nummer 1 für gute Darmbakterien, wohingegen sich Zucker, Transfette und Süßungsmittel eher negativ auswirken.
Wie der Name schon sagt, sind Antibiotika "gegen das Leben" und töten nicht nur schädliche, sondern auch gute Darmbakterien. Das ist der Grund, warum Deine Darmflora nach einer Antibiotika-Einnahme erstmal aus dem Gleichgewicht geraten kann. Es gibt verschiedene Untersuchungen, die den wirklichen Schaden von Antibiotika erfassen: Während sich ein gesunder Darm relativ schnell wieder erholt, ist eine vorher schon gestörte Darmflora stärker betroffen.
Antibiotika haben natürlich ihre Berechtigung, weshalb Du sie nicht komplett vermeiden musst. Aber denke daran, dass Du Deinen Darm besonders während und nach einer Antibiotika Einnahme pflegst. Das geht wunderbar über die Ernährung mit vielen präbiotischen und probiotischen Lebensmitteln. Eine Darmkur scheint hier also willkommen zu sein.
Wie Du bereits weißt, hat der Darm enorm wichtige Funktionen für unsere Gesundheit. Klar, Nährstoffaufnahme und Verdauung generell sind wichtig. Aber wusstest Du, dass der Darm bzw. die Zusammensetzung der Darmflora unser Immunsystem immens beeinflusst?
Es gibt unzählige Produkte, mit denen Du eine Darmkur machen kannst. Speziell gemischte Pulver und Tees, die typischerweise für Darmkuren verkauft werden, sind nicht immer nötig. Du kannst eine Darmkur auch ganz natürlich machen und brauchst nicht mehrere Hundert Euro dafür auszugeben.
Vitamin C ist ein Antioxidans, das im Körper viele Funktionen hat und deshalb auch eine Rolle bei Darmkuren spielt. Es unterstützt das Immunsystem, die Gesundheit der Blutgefäße und ist wichtig für die Struktur und Stabilität des Körpers. Zudem hält es die Schleimhäute gesund – natürlich auch die Darmschleimhaut und verhindert die Umsetzung von Nitrat und Nitrit zu schädlichen Nitrosaminen im Verdauungstrakt.
Das Vitamin fördert außerdem die Ausscheidung von Schadstoffen wie Quecksilber, Blei, Cadmium und Nickel, die bei einer Darmkur eine zentrale Rolle spielen. Das ist wohl der Hauptgrund für die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Nötig ist das nicht unbedingt, wenn Deine Ernährung ausgewogen ist und aus viel Obst und Gemüse besteht.
Viele Darmkuren empfehlen, dass zusätzlich Flohsamenschalen eingenommen werden sollen. Der Grund: Flohsamenschalen sind ein volumenbildendes Abführmittel. Das bedeutet, dass sie Wasser im Darm aufsaugen, den Stuhlgang erleichtern und zu dessen Regelmäßigkeit beitragen. Flohsamenschalen sind ein Präbiotikum – eine Substanz, die für das Wachstum gesunder Darmbakterien wichtig sind. Und die sind auch wichtig für unser Immunsystem. Denn dadurch ist der Körper besser in der Lage, Infektionen zu bekämpfen und Entzündungen zu verringern.
Flohsamenschalen sorgen nicht nur für einen regelmäßigen Stuhlgang, sondern haben auch die Fähigkeit, den Stuhlgang zu erweichen, sofern Du ausreichend Wasser trinkst. Und genau das ist der Punkt: Die tolle Wirkung kann nur bei ausreichender Wasserzufuhr eintreten. Ansonsten kann es sogar zur gegenteiligen Wirkung kommen: Verstopfungen. Nimmst Du zu viel davon ein, kann das zu Durchfall, Blähungen oder Übelkeit führen. Beachte unbedingt die Dosierungsempfehlungen auf der Verpackung und sprich mit einer Ärztin/einem Arzt, wenn Du Dir unsicher bist.
Eine Darmsanierung, auch als Darmreinigung oder Darmspülung bekannt, ist eine Darmkur, die den Darm wieder so richtig in Schwung bringen und Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Verstopfungen oder Durchfall verbessern soll. Das Problem: Eine Darmkur ist nicht die Lösung für alle Verdauungsprobleme. Aber genau das wird von vielen Herstellern versprochen.
Bei der Darmreinigung bzw. dem Einlauf, werden durch einen anal eingeführten Irrigator große Mengen Flüssigkeit (meist Wasser, Kaffee oder Kräutertee) in den Dickdarm eingeflößt. Auf diesem Wege soll der Darm komplett gespült und schädliche "Schlacken" eliminiert werden. Diese Art der Darmkur kann allerdings im schlimmsten Fall gefährlich sein. Zudem ist der Begriff "Schlacken" irreführend, weil es diese gar nicht gibt.
Risiken einer Darmreinigung:
Eine Darmreinigung kann durchaus gefährlich sein. Eine Darmkur hingegen ist aber davon abzugrenzen. Wenn Du Alternativen zu einer klassischen Darmreinigung suchst, dann solltest Du unbedingt mal eine natürliche Darmkur probieren. Dafür brauchst Du keine teuren Produkte und spezielle Pülverchen, sondern einfach nur ganze, natürliche Lebensmittel. Du wirst sicher von der Wirkung einer gesunden Ernährung auf den Darm begeistert sein. Im Vergleich zu temporären Darmkuren ist eine ausgewogene Ernährung auf Dauer möglich. Quasi eine lebenslange Darmkur.
Viele Menschen haben ein bakterielles Ungleichgewicht im Darm. Nicht nur aufgrund einer vorherigen Antibiotika-Einnahme, sondern auch wegen schlechter Ernährung oder Umwelteinflüssen. Geraten Darm und seine Bewohner aus der Bahn, wirkt sich das auf unser Wohlbefinden aus. Kein Wunder, dass eine Darmkur mit Probiotika so beliebt geworden ist.
Probiotika sind Bakterienstämme, die sich natürlicherweise im Darm befinden. Es klingt vielleicht komisch, aber manche Lebensmittel enthalten ebenfalls Bakterien. Dazu zählen vor allem fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kimchi, Sauerkraut oder Kefir. Apfelessig gilt auch als Probiotikum und wird oft bei einer Darmkur eingesetzt. Denn die im Apfelessig enthaltenen Enzyme und Säuren sollen schlechten Bakterien den Kampf ansagen. Aktuell gibt es dazu aber nur sehr wenige (Tier-)Studien.
Ballaststoffe in der Ernährung sind enorm wichtig für den Darm. Du kannst sie in allen ganzen, gesunden pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Getreide, Nüssen, Samen und mehr finden – aber nur in Pflanzen. Diese enthalten nämlich Zellulose und Ballaststoffe, die dazu beitragen, überschüssige Stoffe im Darm bzw. Dickdarm zu binden. Dadurch regulieren sie auch Verstopfung und fördern als Präbiotikum nützliche Bakterien.
Resistente Stärken sind ähnlich wie Ballaststoffe und ebenfalls in pflanzlichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Reis, Hülsenfrüchten, grünen Bananen und Getreide enthalten. Auch sie fördern eine gesunde Darmflora.
Viel Wasser und Tee zu trinken ist die perfekte Möglichkeit, Deine Verdauung in Schwung zu halten. Besonders lauwarmes Wasser am Morgen scheint eine positive Wirkung zu haben. Neben trinken kannst Du ganz einfach Lebensmittel mit hohem Wassergehalt in Deinen Speiseplan einbauen. Dazu gehören Obst und Gemüse wie Wassermelonen, Tomaten, Gurken, Salate und Sellerie.
Eine temporäre Darmkur kann das Wohlbefinden steigern. Wichtig ist, dass Du eine klassische Darmreinigung von einer Darmkur trennst. Die Reinigung kann Teil einer Darmkur sein, muss aber nicht. Wenn Du schon lange Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Verstopfungen hast, solltest Du mögliche Unverträglichkeiten und Erkrankungen ärztlich abklären bzw. ausschließen lassen, bevor Du eine Darmkur machst.
Prinzipiell spricht für gesunde Menschen nichts dagegen, eine Darmkur mit Probiotika und gezielter Ernährung zu machen, um Darmflora und Darmmilieu ins Gleichgewicht zu bringen. Aber der wichtigste Schritt hin zu einem gesunden Darm ist eine langfristige Ernährungsumstellung, die Du nicht mit Darmkuren ersetzen kannst. Viele sehen eine Darmkur als "Reset" und ernähren sich danach genauso schlecht wie zuvor. Das sollte nicht Dein Ziel sein.
Quellen:
Du hast einen stressigen Alltag? Lass uns ein wenig Ruhe schaffen. Hier findest Du weitere interessante Artikel, Videos und Rezepte, die Dir ein Lächeln und mit ein bisschen Glück auch Ruhe in den Tag zaubern können.