Guide: Schlafhygiene verbessern und besser Einschlafen – Die besten Tipps
Guter und erholsamer Schlaf ist genauso wichtig wie regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung. Schlechter Schlaf kann unmittelbare negative Auswirkungen auf Hormone, Leistungsfähigkeit und Gehirnfunktion haben. Außerdem kann Schlafmangel zur Gewichtszunahme führen und das Krankheitsrisiko bei Erwachsenen und Kindern erhöhen.
Im Gegensatz dazu kann guter Schlaf zu einem aktiveren Lebensstil beitragen und sich positiv auf Deine Gesundheit auswirken. Leider bekommen immer mehr Menschen zu wenig Schlaf. Wenn Du auch dazugehörst und wissen möchtest, wie Du Deine Schlafhygiene optimieren und zum Schlaf verbessern Tipps suchst, bist Du hier genau richtig.
Was ist Schlafhygiene?
Der Begriff Schlafhygiene bezeichnet Bedingungen und Verhalten, die einen gesunden Schlaf fördern. Die Regeln der Schlafhygiene zu beachten ist daher besonders bei Schlafstörungen wichtig. Welche das sind, erfährst Du weiter unten.
Gesunder Schlaf: Schlafphasen
Schlaf ist ein komplexer Prozess, der sich auf unseren gesamten Körper auswirkt. Wenn wir schlafen, durchlaufen wir eine Reihe von Schlafstadien. Vom leichten Schlaf (Stadium 1 und 2) über den Tiefschlaf (Stadium 3) bis hin zum REM-Schlaf (Rapid Eye Movement = Traumphase). Wenn wir alle diese Schlafstadien mehrmals pro Nacht erfolgreich durchlaufen, ist das ein Anzeichen für eine gute Schlafhygiene.
Gesunder Schlaf: Wie lange?
Ein ausreichendes Schlafpensum ist ein wichtiger Bestandteil einer guten Schlafhygiene. Empfohlen werden für Erwachsene zwischen 7 und 9 Stunden Schlaf pro Nacht. Babys können aufgrund des schnellen Wachstums und der Entwicklung bis zu 17 Stunden pro Tag schlafen, während die Spanne für Jugendliche bei 8 bis 10 Stunden liegt. Der Schlafbedarf kann aber auch von anderen Faktoren wie Aktivitätsniveau, Genetik oder Arbeitspensum abhängen.
Schlafqualität
Ein gesunder Schlaf sollte regelmäßig und vor allem kontinuierlich sein. Je öfter Dein Schlaf unterbrochen wird, desto weniger erholsam ist er. Denn dadurch werden die Schlafstadien gestört, sodass Du möglicherweise keine ausreichende Tiefschlafphase erreichst. Tatsächlich konnten Untersuchungen zeigen, dass ein ununterbrochener Schlaf die kognitive Leistungsfähigkeit steigern kann – unabhängig von der Gesamtschlafdauer.
Schlafenszeiten
Das Timing Deines Schlafes innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraums ist ebenfalls wichtig. Die zirkadianen Rhythmen sind ein Zusammenspiel zwischen der inneren Uhr des Körpers und den Signalen aus der Umwelt. Licht ist dabei der wichtigste Regulator. Es löst biologische Prozesse aus, die dazu führen, dass wir uns wach fühlen, während gedämpftes Licht oder Dunkelheit chemische Veränderungen auslöst, die den Schlaf fördern.
Wie ist Deine Schlafhygiene? Mache den Test!
Neben der Bewertung Deines Schlafes in Bezug auf Dauer, Kontinuität und Zeitpunkt, gibt es zahlreiche kurz- und langfristige Vorteile eines gesunden Schlafes. Hier ein paar Indikatoren tagsüber dafür, dass Du einen gesunden Schlafrhythmus gefunden hast:
- Du fühlst Dich nach dem Aufwachen fit und erholt
- Du hast tagsüber viel Energie
- Du bist gut gelaunt
- Du hast einen klaren Kopf
Auf der anderen Seite gibt es auch charakteristische Anzeichen für eine ungesunde Schlafhygiene. Wenn Du unter chronischem Schlafmangel leidest oder die Qualität schlecht ist, können bestimmte Symptome auftreten, z. B.:
- Schwierigkeiten beim Aufstehen
- Konzentrationsprobleme
- Reizbarkeit, Depression oder Angstzustände
- Du fühlst Dich tagsüber schläfrig oder brauchst einen Mittagsschlaf
Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen auf Dich zutreffen, solltest Du ein paar Regeln der Schlafhygiene beachten, um Deinen Schlaf verbessern zu können. Was Du beachten solltest, erfährst Du jetzt.
Die 10 wichtigsten Schlafhygiene-Regeln
Viele Menschen haben Schlafprobleme. Wenn auch Du dazu zählst oder Deinen Schlaf verbessern möchtest, solltest Du diese Regeln der Schlafhygiene befolgen. Sie beinhalten schlaffördernde Maßnahmen und können bei Schlafstörungen, Einschlafproblemen oder ständiger Müdigkeit helfen.
Schlafroutine
Eine entspannte Abendroutine hilft Dir, Dich zu entspannen, damit Dein Körper bereit für den Schlaf ist. Außerdem hilft eine gleichbleibende Routine dem Körper zu erkennen, dass es Zeit zum Schlafen ist, wenn Du die Routine beginnst. Das kann helfen, schneller einzuschlafen. Am besten beginnst Du die Routine etwa 30–60 Minuten vor dem Schlafengehen.
Hier ein paar Ideen für eine Abendroutine:
- Lesen oder Hörbücher (keine aufwühlenden Bücher)
- Meditieren
- Beruhigende Musik hören
- Leichte Dehnübungen, um Verspannungen zu lösen
- Warm baden oder duschen
Vermeide möglichst alles, was stressig oder übermäßig stimulierend ist wie emotionale Gespräche oder Arbeit. Sollten Dir Abends noch viele Dinge durch den Kopf gehen, schreib diese auf und lege sie beiseite.
Koffein
Keine Frage: Koffein hält Dich wach und kann Deine Leistungsfähigkeit zumindest kurzzeitig verbessern. Aber genau diesen Effekt brauchen wir nachts nicht. Der Koffeingehalt im Blut kann 6–8 Stunden erhöht bleiben. Daher solltest Du diesen Abstand bestmöglich einhalten, v. a. wenn Du empfindlich auf Koffein reagierst oder Schlafprobleme hast. Wenn Du dennoch Lust auf den Geschmack von Kaffee hast, kannst du zur koffeinfreien Variante greifen.
Displays ausschalten
Tageslicht kann sich positiv auf Deinen Schlaf auswirken. Künstliches Licht, besonders das Blaulicht von Displays, kann den gegenteiligen Effekt haben. Auch hier ist der Grund die Auswirkungen auf den zirkadianen Rhythmus, der dem Gehirn fälschlicherweise sagt, dass es noch Tag ist und daher kein Melatonin (Schlafhormon) produziert werden muss. Blaues Licht – von Elektrogeräten wie Smartphones, Computer, Fernseher – ist in dieser Hinsicht am negativsten. Um das Blaulicht zu vermeiden, gibt es Apps, die dieses filtern oder spezielle Brillengläser. Trotzdem solltest Du bestmöglich mindestens 1 Stunde vor dem Schlafengehen alle Bildschirme ausschalten. Wie wäre es stattdessen mit einer gemütlichen Abendroutine?
Alkohol
Hattest Du schon mal eine unruhige Nacht, nachdem Du Alkohol getrunken hast? Das liegt daran, dass sich Alkohol negativ auf Deinen Schlaf und Deine Hormone auswirkt. Er verändert die nächtliche Melatoninproduktion, die eine wichtige Rolle für die innere Uhr spielt. Auch der natürliche nächtliche Anstieg des menschlichen Wachstumshormons (HGH) ist verringert, der ebenfalls eine Rolle im zirkadianen Rhythmus spielt und viele andere wichtige Funktionen hat.
Temperatur und Umgebung im Schlafzimmer
Vielleicht ist Dir schon aufgefallen, dass die Schlafqualität im Sommer bei warmen Temperaturen im Schlafzimmer leidet. Kein Wunder, denn auch die Körper- und Schlafzimmertemperatur kann den Schlaf beeinträchtigen. Und das sogar stärker als Außengeräusche! Wir werden häufiger wach, können nicht so schnell einschlafen und fühlen uns oft wie gerädert morgens. Generell scheint eine Temperatur zwischen 18 und 20 Grad optimal zu sein. Natürlich kommt es hierbei auch auf das allgemeine Wohlbefinden an.
Zur gleichen Zeit aufwachen und einschlafen
Der zirkadiane Rhythmus (innere Uhr) unseres Körpers funktioniert in einer Regelmäßigkeit, die sich nach Sonnenaufgang und -untergang richtet. Wenn Du also Deine Einschlaf- und Aufwachzeit immer zur ähnlichen Zeit hast, kann das Deine Schlafqualität verbessern. Tatsächlich zeigen Studien, dass ein unregelmäßiger Schlafrhythmus den zirkadianen Rhythmus und Melatoninspiegel verändern kann, die dem Gehirn signalisieren, dass Schlafenszeit ist. Genau deshalb zählt diese Maßnahme zu den Regeln der Schlafhygiene.
Nicht zu spät essen
Wenn Du zu spät isst, kann das sowohl die Schlafqualität, als auch die Freisetzung von Melatonin (Schlafhormon) beeinträchtigen. Aber nicht nur die Uhrzeit, sondern auch was Du isst, spielt eine Rolle. Eine Studie zeigte, dass eine kohlenhydratreiche Mahlzeit, die vier Stunden vor dem Schlafengehen gegessen wurde, dazu beitrug, dass die Proband_innen schneller einschliefen.
Erholung vor dem Schlaf
Viele Menschen haben eine Schlafroutine, die für Entspannung sorgt. Diese Techniken verbessern nachweislich die Schlafqualität und sind eine weitere gängige Methode zur Behandlung von Schlaflosigkeit. Ob es bei Dir das Hören von Entspannungsmusik, Lesen, ein heißes Bad, Meditation, Atemübungen oder Visualisierung ist, es muss Dir helfen. Wichtig ist, dass Du den Stress und die Gedanken des Tages abschütteln und ablegen kannst, sodass Du ruhig und erholsam schlafen kannst.
Regelmäßige Bewegung, nicht kurz vor dem Schlafen
Bewegung ist eine der besten wissenschaftlich belegten Möglichkeiten, Deinen Schlaf und Deine Gesundheit zu verbessern. Sie kann alle Aspekte des Schlafs verbessern: Du kannst schneller einschlafen, wachst seltener auf in der Nacht, die Gesamtschlafzeit kann sich erhöhen und Angstzustände reduziert werden.
Tägliche Bewegung gehört zwar zu den Regeln der Schlafhygiene, aber wenn Du zu spät Sport machst, kann das zu Schlafproblemen führen. Das liegt an der stimulierenden Wirkung des Sports, der die Wachsamkeit und Hormone wie Adrenalin und Epinephrin erhöht. Einige Studien zeigen aber keine negativen Auswirkungen – es ist also nicht ganz geklärt.
Weniger tagsüber schlafen
Lange Nickerchen am Tag können den Schlaf nachts verschlechtern. Am besten werden 15–20 Minuten angesehen. Dadurch kann Dein Körper kurz herunterfahren, fällt aber nicht in den Tiefschlaf. Du hattest sicherlich schon mal einen zu langen Mittagsschlaf und hast Dich danach noch müder gefühlt.
Fazit: Schlafhygieneregeln und Schlafhygiene Tipps
Was versteht man unter Schlafhygiene? Kurz gesagt: Bedingungen und Verhalten, die einen gesunden Schlaf fördern. Immer mehr Menschen schlafen schlechter, haben Einschlafprobleme und fühlen sich morgens gerädert. Regelmäßige Bewegung, weniger Koffein, das Meiden von Blaulicht vor dem Schlafen, eine Schlafroutine und weitere Regeln der Schlafhygiene können helfen, dem entgegenzuwirken und das Wohlbefinden zu steigern.
Quellen:
- Afaghi, A., et al. (2007) High-glycemic-index carbohydrate meals shorten sleep onset. American Journal of Clinical Nutrition. 85(2):426–430.
- Allison, K.C., et al. (2010) Proposed diagnostic criteria for night eating syndrome. International Journal of Eating Disorders. 43(3):241–247.
- Baehr, E.K., et al. (2000) Individual differences in the phase and amplitude of the human circadian temperature rhythm: with an emphasis on morningness-eveningness. Journal of sleep research. 9(2):117–127.
- Chaput, J.P., et al. (2018) Sleeping hours: what is the ideal number and how does age impact this? Nature and science of sleep. 10:421–430.
- Drake, C., et al. (2013) Caffeine effects on sleep taken 0, 3, or 6 hours before going to bed. Journal of clinical sleep medicine. 9(11):1195–1200.
- Ekman, A.C., et al. (1996) Ethanol decreases nocturnal plasma levels of thyrotrophin and growth hormone but not those of thyroid hormones of prolactin in man. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism. 81(7):2627–2632.
- Emens, J.S., et al. (2009) Phase Angle of Entrainment in Morning- and Evening-Types under naturalistic Conditions. Chronobiology international. 26(3):474–493.
- Figueiro, M.G., et al. (2011) The impact of light from computer monitors on melatonin levels in college students. Neuroendocrinology letters. 32(2):158–163.
- Giannotti, F., et al. (2002) Circadian preference, sleep and daytime behaviour in adolescence. Journal of sleep research. 11(3):191–199.
- Gooley, J.J., et al. (2011) Exposure to Room Light before Bedtime Suppresses Melatonin Onset and Shortens Melatonin Duration in Humans. Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism. 96(3):E463–E472.
- Harland, B.F. (2000) Caffeine and nutrition. Nutrition. 16(7–8):522–526.
- Higuchi, S., et al. (2005) Effects of playing a computer game using a bright display on presleep physiological variables, sleep latency, slow wave sleep and REM sleep. Journal of sleep research. 14(3):267–273.
- Lack, L.C., et al. (2008) The relationship between insomnia and body temperatures. Sleep medicine reviews. 12(4):307–317.
- Libert, J.P., et al. (1991) Relative and combined effects of heat and noise exposure on sleep in humans. Sleep. 14(1):24–31.
- Mayoclinic (07.05.2022) Sleep tips: 6 steps to better sleep.
- MedlinePlus: National Library of Medicine (26.04.2017) Healthy Sleep.
- Myllymäki, T., et al. (2011) Effects of vigorous late-night exercise on sleep quality and cardiac autonomic acitvity. Journal of sleep research. 20(1 Pt 2):146–153.
- National Institute of Neurological Disorders and Stroke (13.08.2019) Brain Basics: Understanding Sleep.
- Okamoto-Mizuno, K., et al. (2005) Effects of humid heat exposure in later sleep segments on sleep stages and body temperature in humans. International Journal of Biometerology. 49(4):232–237.
- Passos, G.S., et al. (2010) Effect of acute physical exercise on patients with chronic primary insomnia. Journal of clinical sleep medicine. 6(3):270–275.
- Stevens, R.G., et al. (2000) Alcohol consumption and urinary concentration of 6-sulfatoxymelatonin in healthy women. Epidemiology. 11(6):660–665.
- Vander Wal, J.S. (2012) Night eating syndrome: a critical review of the literature. Clinical psychologist. 32(1):49–59.
- Van Dongen, H.P.A., Dinges, D.F. (2003) Investigating the interaction between the homeostatic and circadian processes of sleep-wake regulation for the prediction of waking neurobehavioural performance. Journal of sleep research. 12(3):181–187.
- Wetterberg, L., et al. (1992) Age, alcoholism and depression are associated with low levels of urinary melatonin. Journal of Psychiatry and Neuroscience. 17(5):215–224.
- Wilckens, K.A., et al. (2014) Role of sleep continuity and total sleep time in executive function across the adult lifespan. Psychology and Aging. 29(3):658–665.
- Yang, P.Y., et al. (2012) Exercise training improves sleep quality in middle-aged and older adults with sleep problems: a systematic review. Journal of physiotherapy. 58(3):157–163.
- Youngstedt, S.D. (2005) Effects of exercise on sleep. Clinics in sports medicine. 24(2):355–365.