Abnehmen und braunes Fett: Weniger Bauchfett durch Kälte?
Kälte aushalten und das Bauchfett schmilzt? Mit dieser einfachen Methode werben viele Unternehmen. Dadurch soll in nur wenigen Stunden langfristig Fett abgebaut und der Bauchumfang verringert werden.
Zu schön um wahr zu sein, oder? Lästige Diäten und Einschränkungen wären nicht mehr nötig. Aber ist das wirklich so einfach? Finden wir es gemeinsam heraus.
Das Duell zwischen weißem und braunem Fettgewebe
Früher glaubte die Wissenschaft noch, dass nur Säuglinge braunes Fett haben. Sie dachten auch, dass dieses Fett bei den meisten Menschen mit dem Alter verschwindet. Aber mittlerweile ist klar: Auch Erwachsene haben kleine Reserven an braunem Fett. Es ist in kleinen Depots um die Schultern und den Nacken herum gespeichert.
Alle Menschen haben ein gewisses Maß an "konstitutivem" braunem Fett, d. h. sie werden damit geboren. Es gibt auch die "rekrutierbare" Form, die sich unter den richtigen Umständen in braunes Fett umwandeln kann. Die rekrutierbare Form findet sich in den Muskeln und im weißen Fett im gesamten Körper.
Dick durch weißes Fettgewebe?
Das weiße Fettgewebe (white adipose tissue = WAT) ist quasi das Standardfett. Es speichert Energie in großen Fetttröpfchen, die sich im Körper ansammeln. Die Ansammlung von Fett hält Dich warm, indem es Deine Organe isoliert.
Beim menschlichen Körper kann zu viel weißes Fett aber zu Fettleibigkeit führen. Zu viel weißes Fett um den Bauch herum kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes erhöhen.
Schlank durch braunes Fettgewebe?
Das braune Fettgewebe (brown adipose tissue = BAT) speichert ebenfalls Energie, allerdings auf kleinerem Raum. Es ist vollgepackt mit eisenhaltigen Mitochondrien, wodurch es seine Farbe erhält. Wenn braunes Fett verbrennt, erzeugt es Wärme. Dieser Vorgang wird als Thermogenese bezeichnet.
Nicht nur das. Während dieses Prozesses verbrennt das braune Fett sogar noch Kalorien. Daher wird es auch als mögliche Behandlung von Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen empfohlen.
Wichtig zu verstehen ist, dass braunes Fettgewebe nicht einfach gebildet werden kann. Vielmehr wird Weißes in Braunes umgewandelt. Und da wären wir bei dem Vermittler.
Beiges Fett ist Vermittler
Wenn Du braun mit weiß mischt, kommt welche Farbe (je nach Anteil) heraus? Richtig, beige. Beige Fettzellen können die Funktionen von beiden annehmen. Generell verhalten sie sich aber ähnlich wie weißes Fett und speichern Energie.
Kommen kalte Temperaturen ins Spiel, verhalten sie sich aber wie braunes Fett. Sie wandeln Energie in Wärme um, indem sie weißes in braunes Fett umwandeln.
Abnehmen durch aktives braunes Fett?
Es klingt schon fast zu einfach, um wahr zu sein: Ein bisschen frieren und schon schmilzt das Bauchfett. Aber so einfach ist das nicht. Wie Du gleich sehen wirst, gibt es ein paar effiziente Methoden, braunes Fett anzuregen.
Allgemein wird angenommen, dass aktiviertes braunes Fett die verzweigtkettigen Aminosäuren (BCAAs) aufnehmen und verwenden kann. Ein hoher Spiegel von BCAAs scheint mit Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes zusammenhängen. Ist der Spiegel niedrig, steigt das Risiko, daran zu erkranken.
Fakt ist, dass braunes Fett mehr Kalorien verbrennt als weißes Fett. Aber wie genau kann man braunes Fett anregen und die Vorteile nutzen?
Bauchfett verlieren durch kalt duschen?
Neugeborene haben einen Vorteil: Eine hohe Menge braunes Fettgewebe. Es dient zum Schutz vor Kälte, weil aktivierte braune Fettzellen kleine Heizkraftwerke sind. Sie wandeln Zucker in Energie und diese in Wärme um. Daher wird angenommen, dass der Körper bei Kälte braunes Fett als Schutz produziert.
Der Zusammenhang zwischen Eisbaden und Fettverbrennung hat den Ursprung in etwas, das niemand mag: Frösteln. Wenn Dir kalt ist, zittert Dein Körper. Dabei schüttet er Adrenalin im Gehirn aus. Dadurch wird Fett mobilisiert und Dein System in Gang gebracht.
Wenn Dein Körper der Kälte ausgesetzt ist, schaltet dieser Prozess praktischerweise das Heizsystem ein. Dieses System sorgt dafür, dass sich der Körper wieder aufwärmen kann. Dadurch wird braunes oder beiges Fett aktiviert und weißes Fett in beige bzw. braune Fettzellen umgewandelt.
Der Grund dafür ist, dass Dein Körper beim Zittern Succinat freisetzt. Succinat spielt eine große Rolle bei der Produktion von Energie in den Mitochondrien. Es verbindet sich mit dem braunen Fett und erhöht dessen Thermogenese (Wärmeproduktion). Damit trägt es dazu bei, beiges Fett zu aktivieren und es in die braune Variante umzuwandeln.
Auch wenn Eisbaden immer beliebter wird, musst Du Dir kein Fass dafür kaufen. Gerade für den Anfang reicht auch eine kalte Dusche. Taste Dich langsam an kalte Temperaturen heran und schocke Deinen Körper nicht. Du kannst auch mit Wechselduschen anfangen und die Dauer mit kaltem Wasser nach und nach erhöhen.
Aktivierung des braunen Fettes durch Sport
Sport und allgemein Bewegung sind wichtig für die Gesundheit, das steht fest. Und dass Du mit Sport Fett verbrennen kannst ebenfalls. Allerdings wird sich alleine durch Training nicht aus heiterem Himmel mehr braunes Fett bilden. Aber es könnte vorhandenes weißes Fett in beiges Fett oxidieren.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der körperlichen Aktivität und einer besseren Gesamtverteilung des Körperfettes. Und dazu zählt auch die Menge an braunem Fettgewebe.
Aufgrund von Tierstudien wird angenommen, dass ein Protein namens Irisin weißes in braunes Fett umwandelt. Auch Menschen produzieren dieses Protein. Und je mehr Du Dich bewegst, desto mehr Irisin produziert Dein Körper. Den größten Effekt scheint ein hochintensives Intervalltraining (HIIT) zu haben.
Aktuelle Empfehlungen für Erwachsene umfassen eine der folgenden Aktivitäten pro Woche:
- 150 Minuten (ca. 20 Minuten pro Tag) mäßige Aktivität, z. B. Spazieren
- 75 Minuten (ca. 11 Minuten pro Tag) Anstrengung, z. B. Joggen, Kraftsport
Es gibt aber nicht genügend Forschung, um mit Sicherheit sagen zu können, dass Sport mehr braunes Fett erzeugt. Aber Bewegung hat viele weitere Vorteile. Warum also nicht einfach versuchen?
Fazit: So hilft braunes Fett beim Abnehmen
Wir werden mit einer großen Menge braunem Fett geboren. Im Laufe des Lebens wandelt es sich aber immer mehr in weißes Fett um. Zu viel weißes Fett kann zu Fettleibigkeit führen. Sitzt es um den Bauch, kann es ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen.
Braunes Fett hingegen verwandelt Energie in Wärme und kann so beim Abnehmen helfen. Kälte und Sport regen den Körper an, weißes in braunes Fett umzuwandeln. Trotzdem sind Eisbäder keine Garantie dafür, dass Du abnimmst. Bevor Ärzte und Ärztinnen eine Pille oder andere schnelle Lösungen anbieten können, sind jedoch weitere Studien nötig.
FAQ zum Thema: Braunes Fett aufbauen
Regt Kurkuma die braunen Fettzellen zum Wachstum an?
Kurkuma enthält eine Verbindung namens Curcumin, die Kurkuma seine gelbe Farbe verleiht und auch gesundheitliche Vorteile hat. So wirkt Curcumin antientzündlich und ist ein starkes Antioxidans. Es gibt Hinweise, dass Curcumin die Umwandlung von weißem in braunes Fett fördert.
Die Effekte wurden bisher aber v. a. in Tierstudien gezeigt. Dabei soll Curcumin einen Einfluss auf bestimmte Gene haben, die zur Aktivierung von braunem Fettgewebe beitragen können. Inwieweit Präparate mit Curcumin das Abnehmen erleichtern sollen, ist nicht ausreichend erforscht. Dennoch ist Kurkuma als Wurzel ein gesundes Lebensmittel und Du kannst es in Deine Ernährung einbauen.
Woher weiß ich, wie viel braunes Fett ich habe?
Es gibt verschiedene Test, die die Fettverteilung und Fettart in Deinem Körper nachweisen können. Gerade bildgebende Verfahren wie MRT und CT können darüber Aufschluss geben. Im großen Check-Up oder Gesundheitscheck kann jedoch nicht bestimmt werden, wie viel braunes Fett Du hast.
Kann braunes Fett Diabetes-Typ-2 vorbeugen oder behandeln?
Eine Studie aus 2015 hat gezeigt, dass braunes Fett hilft, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Es soll auch den Insulinspiegel verbessern, wodurch das Risiko für Diabetes-Typ-2 reduziert wird. Auch soll braunes Fett eine vielversprechende Rolle bei der Behandlung von Fettleibigkeit spielen.
Zur Autorin:
Laura Merten ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Buchautorin. Unter dem Motto “Mehr wissen, besser essen” übersetzt sie Ernährungswissenschaft in Alltagssprache und begeistert damit zahlreiche Menschen für gesunde Ernährung und mehr Ernährungskompetenz.
Quellen:
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