Ernährung bei Gicht: Hilft eine purinarme Ernährung?
Hast Du häufiger Schmerzen in den Gelenken und Probleme mit Schwellungen? Dann könnten das erste Anzeichen für eine Gicht sein. Die Gicht ist eine ernstzunehmende Erkrankung und sollte bestmöglich behandelt werden.
Erfahre in diesem Artikel, was die Ursachen für Gicht sind und wie sie behandelt wird. Denn neben der medikamentösen Therapie, ist die Umstellung der Ernährung sehr effektiv. Die purinarme Ernährung hilft, akute Gichtanfälle zu verhindern oder abzuschwächen. Lies jetzt, wie die Ernährung bei Gicht aussieht.
Was ist Gicht?
Gicht ist eine Form der entzündlichen Arthritis, die Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken verursacht. Sie entsteht durch eine Ansammlung von Harnsäure im Körper. Am häufigsten ist das große Zehgelenk von Gicht betroffen. Es können aber auch andere Gelenke betroffen sein, einschließlich Knie, Knöchel, Füße, Hände und Handgelenke sowie Ellenbogen.
Die Symptome der Gicht treten in Schüben auf, die als Gichtanfälle bezeichnet werden. Gichtanfälle dauern in der Regel 1–2 Wochen. Manche Schübe können länger dauern als andere und manche können schwerere Symptome verursachen. Zwischen den Anfällen haben viele keine Gicht-Symptome.
Welche Ursachen für Gicht gibt es?
Eine Anhäufung von überschüssiger Harnsäure in Deinem Körper verursacht Gicht. Dein Körper produziert auf natürliche Weise Harnsäure. Das passiert beim Abbau von Purinen, die in bestimmten Lebensmitteln enthalten sind.
Der Normalwert im Blut liegt für Männer bei 3,5–7,0 Milligram Harnsäure/dL und für Frauen bei 2,5–5,7 Milligramm Harnsäure/dL. Wenn die Menge der Harnsäure auf Dauer über 7 mg/dL übersteigt, kann das Blut sie nicht mehr lösen.
Normalerweise filtern die Nieren die Harnsäure aus dem Blut und verlassen den Körper mit dem Urin. Wenn Dein Körper einen hohen Harnsäurespiegel aufweist (Hyperurikämie), können sich Harnsäurekristalle bilden und in den Gelenken festsetzen. Die scharfen Kristalle verklumpen und verursachen plötzliche Anfälle von Schmerzen, Schwellungen und anderen Symptomen.
Ein vorübergehender erhöhter Harnsäurespiegel bedeutet nicht, dass Du definitiv Gicht entwickeln wirst. Viele Menschen mit einer Hyperurikämie erkranken nie an Gicht. Gicht kann dennoch jeden treffen, wobei Männer dreimal so häufig daran erkranken.
Verschiedene Risikofaktoren für Gicht:
- Übergewicht und Fettleibigkeit
- Herzinsuffizienz
- Diabetes
- Bluthochdruck
- Nierenerkrankungen
Die Wahrscheinlichkeit, an Gicht zu erkranken, ist größer, wenn Du:
- Einen biologischen Eltern- oder Großelternteil hast, der an Gicht erkrankt ist
- Viel tierisches Eiweiß isst
- Regelmäßig Alkohol trinkst
- Harntreibende Medikamente oder Immunsuppressiva nimmst
Gicht wird durch körperliche Untersuchungen diagnostiziert. Da die Schwellung der Gelenke ein charakteristisches Symptom sind, ist das schon der erste Indikator. Es können auch weitere Tests mit bildgebenden Verfahren gemacht werden. Diese können zeigen, ob die Gicht Veränderungen in Deinen Gelenken verursacht hat.
Wie kann ich den Harnsäurespiegel senken?
Es gibt keine Heilung für Gicht. Allerdings kannst Du die Anzahl der Gichtschübe bzw. Gichtanfälle reduzieren. Dafür ist es wichtig, eine geeignete Behandlung zu finden, die Deine Symptome lindert und Deinen Harnsäurespiegel senkt.
Die Behandlung von Gicht besteht in der Regel aus einer Kombination. Die Behandlung der Symptome während eines Schubs und die Reduktion purinreicher Lebensmittel. Zur dauerhaften Senkung des Harnsäurespiegels werden meist bestimmte Medikamente verschrieben. Sie dienen sowohl zur Vorbeugung, als auch zur Behandlung von Gicht.
Medikamente für akute Gichtanfälle:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR): Linderung von Schmerzen und Entzündungen
- Colchicin: Effektiv innerhalb der ersten 24 Stunden nach Beginn des Gichtanfalls
- Glukokortikoide: Alternative zu den beiden genannten Medikamenten, wenn diese nicht vertragen werden
Medikamente für die Langzeittherapie von Gicht:
- Xanthinoxidase-Hemmer: Zur Senkung der Harnsäurekonzentration und zur Vorbeugung weiterer Gichtanfälle
- Urikosurika: Nützlich bei unterdurchschnittlicher Harnsäureausscheidung
- Enzymtherapien: Nur für schwere Fälle als Infusion
Die Auswahl der Medikamente hängt von mehreren Faktoren ab. Dazu zählt beispielsweise das Stadium der Gicht, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle sowie die Verträglichkeit. Auch die Konzentration der Harnsäure im Blut und die Kombination mit Nierensteinen ist entscheidend.
Wie sieht die purinarme Ernährung bei Gicht aus?
Wenn Du an Gicht leidest, ist die Umstellung der Ernährung ein Teil der Behandlung. Einige Lebensmittel können nämlich einen Gichtanfall auslösen, indem sie den Harnsäurespiegel erhöhen. Viele auslösende Lebensmittel enthalten einen hohen Anteil an Purinen. Purine sind eine Substanz, die natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommt.
Bei der Verdauung von Purinen bildet der Körper Harnsäure als Abfallprodukt. Für Menschen ohne Gicht ist das kein Problem, da die Harnsäure-Ausscheidung über die Nieren effizient funktioniert.
Wenn Du also viele Lebensmittel isst, die Purine enthalten, kann sich der Harnsäurespiegel erhöhen. Dadurch kommt es dann zur Anhäufung von Harnsäure im Körper und das Risiko eines Gichtanfalls erhöht sich.
Welche Lebensmittel können einen Gichtanfall auslösen?
Es ist leicht, bestimmte Lebensmittel als Feind zu bezeichnen. Der Umgang mit Gicht ist allerdings etwas komplizierter. Einige Betroffene profitieren von einer ausgewogenen Ernährung, die wenig gesättigte Fette und Zucker enthält und reich an Obst und Gemüse ist.
Dennoch ist es auch sinnvoll, bestimmte Lebensmittel zu meiden oder einzuschränken. Denn manche werden mit Gichtschüben in Verbindung gebracht. Die meisten davon lassen sich in einige wenige Kategorien einteilen: tierische Lebensmittel mit hohem Puringehalt, Alkohol und zuckerhaltige Lebensmittel.
Fleisch und Fisch enthalten eine große Menge Purine und sollten daher limitiert werden. Diese und die anderen genannten Lebensmittel können sich bei Gicht negativ auswirken und sogar Schübe auslösen.
Auch einige Gemüse und Hülsenfrüchte enthalten Purine. Die Forschung zeigt jedoch, dass purinreiche pflanzliche Lebensmittel keine Gichtanfälle auslösen. Im Gegenteil! Sie können sogar helfen, den Harnsäurespiegel zu senken.
Wichtig zu wissen ist aber, dass nicht ein einziges Lebensmittel diesen verursacht. Die Menge ist entscheidend. Wenn Du mal ein Stück Kuchen isst, wird es nicht direkt zu einem akuten Gichtanfall kommen.
Wenn Du Dich gesund ernähren möchtest, gerade bei Gicht, kannst Du Deine Ernährung ganz einfach anpassen. Denn es gibt auch einige Lebensmittel, die sich positiv auf Deine Gesundheit auswirken.
Gute Lebensmittel bei Gicht
Wenn Du Deine Gicht in den Griff bekommen willst, sind bereits kleine Anpassungen vielversprechend. Eine Ernährung auf Basis von viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ist ideal. Dazu noch gesunde Fette aus Nüssen und Samen und Deine Gesundheit profitiert.
Ernährungsformen, die für die Herzgesundheit förderlich sind, helfen auch, Deine Gicht in den Griff zu bekommen. Dazu gehören die DASH-Diät und die Mittelmeerdiät.
DASH-Diät: Dietary Approaches to Stop Hypertension
Ernährungsform, die Menschen helfen soll, ihren Blutdruck zu senken. Sie wird auch zur Behandlung von Gicht eingesetzt. Sie basiert auf reichlich Obst, Gemüse und Vollkornprodukten und schränkt gesättigte Fette und zuckerreiche Lebensmittel ein.
Mediterrane Ernährung: Mittelmeerdiät
Ernährungsform, die v. a. die Herzgesundheit verbessern kann. Sie ist relativ ähnlich zur DASH-Diät, enthält zudem aber Fisch und Meeresfrüchte. Da diese Lebensmittel Gichtanfälle auslösen können, musst Du ggf. darauf verzichten.
Auch wenn bei einer gichtfreundlichen Ernährung einige Lebensmittel weggelassen werden, ist Dein Speiseplan abwechslungsreich. Denn es gibt viele Lebensmittel, die im Allgemeinen für Menschen mit Gicht unbedenklich sind.
Im Allgemeinen kannst Du magere tierische Proteine in Maßen genießen. Manche Menschen können auch Fisch essen, wenn sie ihre Gicht gut im Griff haben. Wichtig ist, dass Du mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin besprichst, was für Dich in Frage kommt.
Gicht Ernährung: Tabelle
Schlechte Lebensmittel bei Gicht:
- Fleisch aus Organen: Leber, Nieren, Gehirn, Knochen
- Wildfleisch
- Rotes Fleisch und Wurst: Rind, Schwein, Lamm
- Einige Meeresfrüchte: Schalentiere, öliger Fisch, Fischkonserven
- Zuckerhaltige Getränke: Limonaden, Fruchtsäfte
- Zuckerhaltige Snacks: Kuchen, Kekse, Süßigkeiten
- Hefeextrakt: Fertiggerichte, Dosensuppen, Brühwürfel
- Alkohol: Bier, Schnaps
- Raffinierte Kohlenhydrate: Weißmehl, Weißbrot
- Gesättigte Fette: Butter, fettiger Käse, Palmöl
Diese Lebensmittel kannst Du bei Gicht essen:
- Obst: Alle Sorten sind bei Gicht geeignet. Kirschen können sogar helfen, Gichtanfälle zu verhindern, indem sie den Harnsäurespiegel im Körper senken und Entzündungen reduzieren.
- Gemüse: Alle Sorten, einschließlich Kartoffeln, Erbsen, Pilze, Auberginen und dunkelgrünes Blattgemüse.
- Hülsenfrüchte: Alle Sorten, einschließlich Linsen, Bohnen, Soja.
- Nüsse und Samen
- Vollkorngetreide: Vollkornweizen, Hafer, brauner Reis, Gerste.
- Milchprodukte: Fettarme Milchprodukte scheinen besonders vorteilhaft zu sein.
- Eier
- Getränke: Grüner Tee, Kräutertee, Kaffee.
- Kräuter und Gewürze
- Pflanzliche Öle: Raps, Olive, Leinsamen, Hanf
Fazit: Ernährung bei Gicht
Gicht ist eine Form der entzündlichen Arthritis, die Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken verursacht. Grund dafür ist eine Ansammlung von Harnsäure, die der Körper nicht abbauen kann. Menschen mit Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck oder Nierenerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko.
Die Erkrankung ist nicht heilbar, jedoch kann die Anzahl der Gichtanfälle und deren Schwere reduziert werden. Welche Medikamente für Dich am besten sind, entscheidet Dein Arzt/Deine Ärztin. Daneben spielt aber auch die Ernährung eine tragende Rolle. Denn bei Gicht kann der Körper die Purine aus der Nahrung nicht abbauen.
Daher solltest Du rotes Fleisch, Zucker, Alkohol, raffinierte Kohlenhydrate und Fleisch aus Organen meiden. Stattdessen solltest Du eine purinarme Ernährung wählen. Diese basiert auf Obst, Gemüse, Vollkorngetreide, Nüssen, Samen und Hülsenfrüchten. Dazu kommen fettarme Milchprodukte, Kräuter und wenig Eier.
FAQ zum Thema: Gicht behandeln mit Ernährung
Gibt es verbotenes Gemüse bei Gicht?
Gemüsesorten wie Spinat und Spargel enthalten moderate Mengen an Purinen. Die meisten Menschen mit Gicht haben jedoch kein Problem mit diesen Lebensmitteln.
Ist Fruchtzucker (Fruktose) schädlich bei Gicht?
Fruchtzucker und gezuckerte Getränke können das Risiko eines Gichtanfalls erhöhen, obwohl sie nicht purinreich sind. Stattdessen können sie den Harnsäurespiegel erhöhen, indem sie verschiedene zelluläre Prozesse beschleunigen.
Was hilft bei einem akuten Gichtanfall?
Ein akuter Gichtanfall kann sehr schmerzhaft sein. Der erste Schritt sollte ärztlicher Rat sein. Zudem hilft Ruhe und Schonung sowie Kühlung der betroffenen Stellen sehr gut. Um die Ausscheidung von Harnsäure zu unterstützen, trinke ausreichend Wasser. Schmerzmittel können akut gegen die Schmerzen eingesetzt werden.
Zur Autorin:
Laura Merten ist Ernährungswissenschaftlerin (M.Sc.) und Buchautorin. Unter dem Motto “Mehr wissen, besser essen” übersetzt sie Ernährungswissenschaft in Alltagssprache und begeistert damit zahlreiche Menschen für gesunde Ernährung und mehr Ernährungskompetenz.
Quellen:
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